Fragebogen

David Schärer, 50, Kommunikationsberater

Sie beraten die Katholische Kirche im Kanton Zürich bei einer geplanten Reputationskampagne. Was braucht es ganz grundsätzlich, damit diese ein Erfolg wird?

Ich bin ein grosser Freund von konkreten Zielen, aber bei Kommunikationsaufgaben ist das knifflig. Eine Kampagne ist immer nur ein Element. Ob es gelingt, die Austrittszahlen zu reduzieren und Vertrauen aufzubauen, hängt auch von anderen Faktoren ab.

Von welchen?

Vom Umgang mit den Missbrauchsfällen, von Entscheidungen von Rom, von der Haltung zur Gleichberechtigung in der Kirche. Diese Faktoren hat meine Auftraggeberin nur bedingt in der Hand.

Dann können wir von der Kampagne nicht viel erwarten?

Da wäre ich nicht so pessimistisch. Ich sehe mich selbst prototypisch für die Zielgruppe der Kampagne. Ich bin nicht religiös und dennoch bei der reformierten Kirche dabei. Die Institution hat für mich einen gesellschaft­lichen Wert.

Gibt es andere Gründe, nicht aus der Kirche auszutreten?

Der Erhalt der Tradition ist ein wichtiger Grund für Austrittswillige, dennoch zu bleiben. Das soziale Engagement ist aber der Hauptgrund. Die Seelsorge wird als Leistung anerkannt, die vom Staat nicht oder nur schwer kompensiert werden könnte.

Würde eine Kampagne für die reformierte Kirche ähnlich aussehen?

Grundlegend wäre sie ähnlich, aber es gibt Unterschiede. Das Gemeinschaftliche ist in der katholischen Kirche ausgeprägter als in der reformierten. Gemeinschaft und Solida­rität müssen in der katholischen Kampagne im Zentrum stehen.

Woran machen Sie das fest?

An der Kultur, wie Gemeinschaft gepflegt wird. Nicht zuletzt also auch am Aperitif nach wichtigen Anlässen. Die katholische Kirche bewegt ihre Mitglieder emotional viel mehr als die reformierte Kirche. Das spiegelt die stärkere Bindung der katholischen Mitglieder. Das ist ein Hebel für die Kampagne.