Zora del Buono mit ihrer Hündin Natalina in einem Zürcher Café

Fragebogen

Zora del Buono, 62, Schweizer Buchpreisträgerin 2024

Was verbindet Sie mit der «Roten Zora»?

Es war das Buch meiner Kindheit, weil es in Jugoslawien spielt und meine Grossmutter aus Slowenien stammt. Wir waren da oft zu Besuch. Ich habe mich sehr mit ihr identifiziert, aber ich bin weniger mutig als sie. Wie sie wollte ich den Jungs nicht gefallen, sondern sie als Kumpels haben. Das hat mein Leben angenehm gemacht.

Denken Sie an jemanden, wenn Sie schreiben?

Manchmal durchaus. In einem meiner Bücher habe ich erzählt, warum eine Freundschaft auseinandergebrochen ist. Das war eine geheime Botschaft für diesen Freund. Das konnte nur er verstehen. Leider hat er es nicht gelesen.

Wie gehen Sie mit den Reaktionen auf Ihre Bücher um?

Ich muss aushalten, wenn das Feuilleton schweigt oder bösartig wird. Auch mit Lob muss ich umgehen. Bei meinem jüngsten Buch war ich etwas überrumpelt von der grossen Aufmerksamkeit. Ich habe mir überlegt, was den Erfolg gebracht hat. Ich glaube, es ist über das Thema hinaus meine Offenheit. Ich habe viele Zuschriften erhalten von Menschen, die mir ihre Geschichte erzählen, weil ich meine ohne Schonung erzählt habe. Diese Erfahrung ist neu für mich.

Sie machen also Seelsorge?

Vielleicht ein bisschen? 

Sie schreiben in Ihrem Buch, dass Sie eine Menschenfreundin, aber keine Menschheitsfreundin seien. Wie meinen Sie das?

Es deprimiert mich zu sehen, wozu Menschen in der Lage sind. Wenn ich die Welt von Weitem betrachte, denke ich, dass es ihr besser gehen würde ohne die Menschen. Warum nehmen wir uns das Recht heraus, nur für uns zu denken? Käme es hart auf hart, würde ich den Planeten und nicht die Menschheit retten. Niemand könnte seine Schönheit erkennen, aber es könnte sie auch niemand zerstören.

Worauf hoffen Sie?

Ich hoffe auf das Gemeinwesen. Eigentlich bräuchte der Staat eine PR-Agentur, die den Menschen klar macht, dass es uns hier gut geht, weil der Staat funktioniert, und der ist mit Steuergeldern bezahlt. Die Überzeugung muss gefördert werden, dass ich etwas mittrage, auch wenn es mir nicht direkt zugutekommt. Da könnte die Kirche eine Rolle spielen.