Allerheiligen und Allerseelen – zwei Feste im Licht der Ewigkeit

Die ersten Tage des Monats November sind geprägt von einer besonderen geistlichen Tiefe. Mit dem Hochfest Allerheiligen am 1. November und dem Gedächtnis Allerseelen am 2. November öffnet uns die Kirche den Blick in das grosse Geheimnis der Gemeinschaft der Heiligen, der Hoffnung auf die Auferstehung und des Lebens in der Ewigkeit Gottes.

Am Hochfest Allerheiligen treten wir ein in die jubelnde Schar derer, die vor uns den Glauben gelebt haben und nun im himmlischen Jerusalem zur Vollendung gelangt sind. Wir denken an die grossen Gestalten der Kirchengeschichte, aber auch an die unzähligen Menschen, deren Namen nicht in den liturgischen Kalendern stehen und die dennoch in Gott vollendet sind. Dieses Fest will uns sagen: Die Heiligkeit ist nicht nur den wenigen vorbehalten, sondern sie ist Berufung aller Getauften. „Seid heilig, denn ich bin heilig“ (1 Petr 1,16) – dieser Ruf Gottes gilt uns allen. Allerheiligen richtet unseren Blick nach vorne: zur Gemeinschaft der Vollendeten, die uns im Glauben vorausgegangen sind, und zur Verheissung, dass auch wir Anteil an der Herrlichkeit Christi haben dürfen.

Am darauffolgenden Tag, Allerseelen, richtet die Kirche ihr Gebet in besonderer Weise auf die Verstorbenen, die noch der Vollendung bedürfen. In der Feier der Eucharistie und im Gebet für die Seelen der Verstorbenen tritt die Kirche als betende Gemeinschaft ein für ihre Kinder, damit sie durch die göttliche Barmherzigkeit zur Schau Gottes gelangen. Die Tradition, die Gräber zu besuchen, Kerzen zu entzünden und Blumen niederzulegen, ist Ausdruck jener Hoffnung, dass Christus, das Licht der Welt, alle Dunkelheit des Todes erhellt.

Beide Tage stehen in engem Zusammenhang: Allerheiligen führt uns die Vollendung der Heiligen im Himmel vor Augen, Allerseelen lässt uns in liebender Fürbitte für die Verstorbenen beten, die auf diesem Weg noch unterwegs sind. Lebende, Verstorbene und Vollendete sind in Christus miteinander verbunden – in der „Communio sanctorum“, der Gemeinschaft der Heiligen, die zeitliche Grenzen überschreitet.

So sind Allerheiligen und Allerseelen Feste der Hoffnung. Sie lassen uns ahnen, dass unser Leben eingebettet ist in ein grösseres Ganzes: in den Liebesplan Gottes, der uns alle in die Fülle seines Reiches führen will. In dieser Gewissheit beten wir für unsere Verstorbenen und vertrauen zugleich darauf, dass auch wir einst in der Schar der Heiligen voll Freude Gott schauen dürfen.

Pfr. Wojciech Kaszczyc

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