ANgeDACHT - Schöpfungszeit
Der 1. September gilt als der Weltgebetstag für die Bewahrung der Schöpfung und läutet die fünfwöchige «Schöpfungszeit» bis zum 4. Oktober ein. Vielleicht schlendern Sie durch einen Park oder schauen aus dem Fenster und entdecken: Die Natur hat wieder ganze Arbeit geleistet. Alles ist da – Früchte, Farben, Düfte, Summen, Leben. Mitten in all der Fülle lädt die Kirche zum Innehalten ein und fragt: Haben wir nicht manchmal «mehr als genug»? Dieses Motto ist kein Zufall. Es spiegelt die Sehnsucht wider, das Überreiche nicht achtlos hinzunehmen, sondern bewusst wahrzunehmen, zu wertschätzen – und ins Teilen zu kommen. Die Kirche empfiehlt ihr diesjähriges Motto als Gegengewicht zu Überfluss, Konsum und Gleichgültigkeit. Wir sind ständig umgeben von Möglichkeiten und Fülle, doch die grosse Kunst bleibt: das Genug zu erkennen. Die altehrwürdige Erntekrone, die in manchen Kirchen noch aufgestellt wird (und welche Sie auf dem Bild sehen), erinnert daran, wie viel Grund wir haben, zu danken – und zu teilen. Wo hört Haben auf, wo beginnt Sein? «Nicht der ist reich, der viel hat, sondern der, welcher viel gibt.“ wusste schon der Psychoanalytiker und Philosoph Erich Fromm. Wirkliche Dankbarkeit beginnt, wenn aus Konsum Empfangen wird – und aus Besitz Staunen. Vielleicht bleibt das grosse Geheimnis der Schöpfung ja ausnahmsweise mal ganz einfach: Das Leben ist ein Geschenk von dem man nie genug haben kann. Das Genug dann zu suchen, zu finden – und zu feiern – ist der schönste Anfang für jede Schöpfungszeit.
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