Halbzeit im Heiligen Jahr Zwischenstopp auf dem Pilgerweg

Am 24. Dezember 2024 hat Papst Franziskus das Heilige Jahr 2025 eröffnet – unter dem Motto „Pilger der Hoffnung“. Mit dem Juni erreichen wir nun die Halbzeitmarke dieses besonderen Jahres. Eine gute Gelegenheit, innezuhalten. Wie heilig war dieses Heilige Jahr bisher? Wieviel Hoffnung hat uns begleitet? Wo ist es uns gelungen, heiliger zu werden – anderen zu vergeben oder auch uns selbst?
Unsere Pfarrei durfte bereits zwei Mal nach Rom pilgern, um durch die Heiligen Pforten zu schreiten, die Luft des Jubiläumsjahres zu atmen, zu beten, zu schwiegen und zu staunen. In Rom spürt man, wie die Stadt sich verwandelt hat. Plätze wurden erneuert, Fussgängerzonen geschaffen, der Trevi-Brunnen, Engelstatuen und Fassaden erstrahlen in neuem Glanz. Rund 4,8 Milliarden Euro hat Italien in die Aufwertung der Stadt investiert – ein deutlich sichtbares Zeichen der Erwartung an dieses besondere Jahr. Doch die Pilgerströme bedeuten nicht nur Segen: Neben den geschätzten 40 Millionen Pilgern erleben die Römer auch Schattenseiten – überfüllte Strassen, erhöhte Mieten, steigende Lebenshaltungskosten, ein ganz neues Stadtgefühl. Das Heilige Jahr zeigt damit auch: Heiligkeit hat immer zwei Seiten. Sie fordert heraus, bringt Unruhe – und dennoch eröffnet sie neue Möglichkeiten.
Besonders die vergangenen zwei Monate hatten es in sich. Das Osterfest wurde zum Wendepunkt. Noch an Ostern bangten viele um die Gesundheit des Papstes – die Hoffnung auf seine Genesung war gross. Die Tagesschau endete ihren Bericht an jenem Ostersonntag mit den Worten: „Dieser Papst hat noch einiges vor!“ – und doch war er am nächsten Morgen tot. Der Tod von Papst Franziskus hat die Kirche weltweit erschüttert. Wir haben es in unserer Ostermontagsmesse direkt erfahren und gemeinsam für ihn gebetet. Die von vielen erwartete Heiligsprechung von Carlo Acutis wurde verschoben und mit dem Konklave, der Wahl eines neuen Papstes, folgte eine intensive Zeit voller Emotionen. Diese Ereignisse haben das Motto des Jahres noch einmal neu aufgeladen: Pilger der Hoffnung – das ist jetzt auch eine Kirche, die sich neu orientieren muss, die Abschied nimmt und zugleich neu beginnt. Die Halbzeit des Heiligen Jahres fällt also in einen spannungsgeladenen Moment. Für viele fühlt es sich wie ein Neubeginn an – Auch für diejenigen, die bisher wenig vom Jubiläumsjahr gespürt haben. Die Pforten stehen weiter offen. Die Hoffnung ist nicht verbraucht – sie ist neu geboren. Wagen wir also einen Neustart. Wo stehen wir heute? Welche Hoffnung begleitet uns in der zweiten Jahreshälfte? Was möchten wir noch bereinigen – mit Gott, mit uns selbst, mit anderen? Die erste Hälfte liegt hinter uns. Die zweite lädt uns ein: die Schritte zu setzen, die wir bisher nicht gewagt haben. C.Giovine

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