Wenn die Blätter fallen

Der Herbst hat schon begonnen. Es gibt Menschen, für die ist das eine schwierige Zeit. Einige tun sich schwer mit der grösser werdenden Dunkelheit, andere haben Probleme mit dem Herbst, weil er sie an die Vergänglichkeit des eigenen Lebens erinnert.

Immer wieder wird in Kunst und Literatur das Leben des Menschen mit dem Verlauf eines Jahres verglichen. Und der Herbst des Lebens bedeutet eben, dass man den Zenit überschritten hat, die meiste Lebenszeit vorbei ist.

Aber der goldene Herbst wird vorbeigehen und die bunten Blätter werden fallen, die Bäume werden kahl. Und dann kommen wir zu dem unangenehmen Vergleich mit dem eigenen Leben. Der Herbst sagt, dass das Sterben zum Leben dazu gehört.

Ein Dichter, der sich auf wunderbare Weise mit dem Herbst beschäftigt hat, ist Rainer Maria Rilke. In seinem Gedicht „Herbst“ heisst es in den letzten vier Versen:

„Wir alle fallen.

Diese Hand da fällt.

Und sieh dir andre an:

es ist in allen.

Und doch ist Einer,

welcher dieses Fallen

unendlich sanft in seinen Händen hält:“

Diese Worte von Rilke wirken auf uns tröstlich. Das Leben ist ein Werden und Vergehen, bunte-blühende Farben wechseln sich mit trist-grauen Farben ab, volles Leben wird unterbrochen durch Leben des Durchhaltens. Im Herbst selbst wird diese Lebensweisheit selbst wiederum deutlich.

Freundlich Grüsst Jürgen Kaesler

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