Ich bin in diesem Jahr Vater geworden. Nun, glaube ich, werde ich anders Weihnachten feiern als bisher. Der Stall, Maria und Josef mit dem Kind bei Ochs und Esel: Das Fest auf immer dieselbe nostalgische Weise zu begehen, scheint mir nicht mehr passend. Denn Nostalgie – das ist Verklärung der Vergangenheit. Aber an Weihnachten geht es im Gegenteil doch um Zukunft: Geburt ist der Anfang schlechthin, die Stunde null. Ein Mensch, den es vorher nicht gab, tritt ins Leben – und mit ihm seine ganze Zukunft, die Schritt für Schritt zur Gegenwart wird.
Jede Geburt ist einmalig, unwiderruflich, nicht wiederholbar. In diesem kleinen Anfang liegt Endgültigkeit, denn hinter die Geburt gibt es kein Zurück. Als unser Kind zur Welt kam, wurde mir schnell bewusst: Jetzt gilt es. Wir Eltern müssen für unser Kind sorgen und es wachsen lassen. Diese grosse Verantwortung geht mit ebenso viel Zutrauen einher: Wir dürfen mit diesem Kind etwas anfangen – die Zukunft ist offen und verheissungsvoll.
Mich fasziniert die Vorstellung, dass Gott sich darauf einliess, als Maria Jesus zur Welt brachte. Darüber kann man als geschichtliche Tatsache staunen. Selten geschieht ein grösseres Wunder als in dem Moment, da ein neues Leben beginnt. Und doch ist es mir zu wenig, an Weihnachten nur die Idylle der Heiligen Familie zu feiern. Mit Blick auf das Geborenwerden Jesu bedeutet das Fest für mich auch: Gott fängt etwas mit dem Menschen an. Was daraus wird, hängt davon ab, wie wir Menschen uns auf das Anfangen einlassen.
Maria und Josef verstanden sich darauf. Mit Offenheit, Zustimmung und Vertrauen trugen sie etwas von Gott in die Welt. Womöglich fiel ihnen das nicht immer leicht. Vielleicht spürten sie aber auch die Würde, die darin liegt, als Mitschöpfer:innen Neues hervorbringen zu können. Und ganz sicher glänzten ihre Augen dabei ab und zu vor Glück.
So feiere ich in diesem Jahr Weihnachten im doppelten Sinn: Fröhlich über die Geburt Jesu und dankbar dafür, als Mensch gemeinsam mit Gott etwas Neues beginnen zu können.