Christentum: weltweit am stärksten bedrängt

Christinnen und Christen sind weltweit die am stärksten verfolgte Glaubensgemeinschaft, gefolgt von Menschen islamischen Glaubens. Vom 15.-23. November erinnert die «Redweek» an verfolgte Glaubensgeschwister – auch im Kanton Zürich.

Eine rot angeleuchtete Kirche in den Bergen
Im Gedenken an Menschen, die wegen ihrem Glauben verfolgt werden, leuchten vom 15.-23. November viele Kirchen rot.

«Auf Religionsverfolgung aufmerksam machen ist mir ein Herzensanliegen.» Die reformierte Pfarrerin von Winterthur-Wülflingen lässt deshalb am Mittwoch, 19. November im Rahmen der «Redweek» zum Gedenken an verfolgte Christinnen und Christen ihre Kirche rot anstrahlen. Sie ist in der ehemaligen DDR aufgewachsen. Religionsausübung wurde von regierenden sozialistischen Einheitspartei SED nicht gern gesehen und mit handfesten Nachteilen belegt. «Weil ich mich konfirmieren liess, statt zur kommunistischen Jugendweihe zu gehen, konnte ich nicht aufs Gymnasium.» Da sie es selber erlebt hat, liegen ihr die Menschen, die heute noch wegen ihrem Glauben Nachteile erleben oder gar verfolgt werden, besonders am Herzen. «Viele Menschen wissen gar nicht, dass es viele Länder gibt, wo Christinnen und Christen verfolgt werden.» Dabei sei das Christentum – wie der «Open doors Weltverfolgungsindex» und der «Bericht Religionsfreiheit» von «Kirche in Not» nachweisen – die am meisten verfolgte Glaubensgemeinschaft.

Deshalb schliesst sich die reformierte Kirche Wülfllingen gerne der vom katholischen Hilfswerk «Kirche in Not» lancierten «Redweek» an, am liebsten in ökumenischer Zusammenarbeit mit den Schwesterkirchen vor Ort. «Letztes Jahr organisierten wir eine gemeinsame Ausstellung samt Podiumsdiskussion. Dieses Jahr war sie im Gottesdienst Thema.» Es sei wichtig, «dass unsere Glaubensgeschwister wissen, dass wir für sie beten, das gibt ihnen Kraft zum Durchhalten.» Das hat auch U.M.* als Jugendliche in der DDR erlebt: «Ich war eingebettet in eine kleine, sehr aktive evangelische Gemeinde.» Theologie studieren konnte sie erst nach der Wende. Den Anstoss hatten ihr viele Gespräche im Spital gegeben, wo sie als Physiotherapeutin arbeitete. Man hat viele Kranke, die mit existentiellen Fragen rangen, an sie verwiesen, da man um ihren Glauben wusste. «Ich habe gemerkt, wie wertvoll solche Gespräche sind, und wollte mich dazu vertieft ausbilden.»

Seit 25 Jahren geht der Bericht „Religionsfreiheit weltweit“ der Frage nach, wie es in 196 Ländern um dieses Grundrecht steht. Dabei handelt es sich um die weltweit einzige Studie dieser Art, die nicht von einer staatlichen Stelle erstellt wird. Der Bericht wird zwar von einer katholischen Organisation veröffentlicht, aber er bezieht Menschen aller Glaubensrichtungen ein, deren Recht auf Religionsfreiheit missbraucht, verletzt oder eingeschränkt wird.

Die wichtigsten Ergebnisse

Auch Sankt Mauritius Bonstetten wird in der Redweek rot leuchten, andere Pfarreien wie Liebfrauen, St. Anton und Maria Krönung nehmen das Thema ebenfalls auf und haben dazu Pater Hans-Joachim Lohre eigeladen. Er lebte viele Jahre in Mali, wo er als profunder Kenner des Islam unter anderem für den interreligiösen Dialog bei der Bischofskonferenz von Mali zuständig war. Pater Lohre wurde Ende 2022 von Dschihadisten entführt und während 12 Monaten festgehalten, allerdings respektvoll behandelt. Bei seinen Besuchen im Rahmen der «Redweek» erzählt er von seinen Erfahrungen und thematisiert die Christenverfolgung in der Sahelzone.

*Name der Redaktion bekannt

Zum ersten Mal in seiner Geschichte hat «Kirche in Not (ACN)» eine weltweite Petition lanciert, um Regierungen und internationale Organisationen zum wirksamen Schutz von Artikel 18 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte aufzufordern, der jedem Menschen das Recht auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit garantiert.

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