Die Holztreppe windet sich im Innern des Kirchturms der Backsteinwand entlang nach oben. Wer genau hinsieht, entdeckt darauf handgeschriebene Namen und Daten. Sakristan Roland Rüegg zeigt die älteste Inschrift von 1954, dem Jahr als die Turmuhr installiert wurde. Wenn er mit den Erstkommunikanten jeweils den Turm besteige, dürften auch sie sich mit ihrem Namen verewigen. Vom Werk der besagten Turmuhr ist Rüegg begeistert, auch wenn sie alle zwei Wochen ein paar Sekunden vorgeht. Dann hält er das Pendel so lange fest, bis der Glockenschlag wieder im Einklang mit der Welt ist. Oben angekommen, sehen wir zunächst nichts. Dann schraubt Rüegg ein Blech ab und wir quetschen uns auf einen schmalen Vorsprung mit hüfthohem Geländer. «Passt auf!» ruft jemand vom Balkon gegenüber. Der freundliche Warner ist ehemaliger Kirchenpfleger, der jetzt im neu gebauten Alterszentrum direkt neben seiner Kirche wohnt. Dahinter steht eine ehemalige Weberei und erinnert an die einst blühende Textilindustrie, die gänzlich verschwunden ist. Das Dorf im Talkessel ist zu einer Stadt und zum ruhigen Wohnort für Pendler und Ausflugsziel für erholungsbedürftige Städter geworden. An verschiedenen Orten sind weitere grosse Überbauungen geplant.
Ein Paraglider zieht ins Blickfeld – gestartet auf der nahen Scheidegg. Manche flögen bis ins Bündnerland, weiss Rüegg. Nicht zu sehen, aber wichtig für Wald sei die Zürcher Höhenklinik, die neben zahlreichen Gesundheitsinstitutionen im Ort wichtige Arbeitgeberin ist. Die schnurgerade Bahnhofstrasse führt zur reformierten Kirche. Gemeinsam mit der Chrischona-Gemeinde, der Evangelisch-Methodistischen und der katholischen Kirche feiern sie regelmässig Gottesdienst.