Heinrich von Linz ist nicht nur Mönch, sondern auch der Gründer des Franziskaner-Konvents Beerenberg in Winterthur, wo später Augustiner Chorherren residierten. Im Laufe der Jahre wurden Kirche und Gebäude abgetragen, das Kloster geriet in Vergessenheit. Als die Archäologie der Baudirektion Zürich im Jahre 2009/2010 Grabungen im ehemaligen Kloster durchführten, fanden sie im Kreuzgang ein besonderes Grab. Alle archäologischen Befunde und die historische Quelle weisen klar darauf hin, dass es sich um das Grab des Heinrich von Linz handeln muss, der um 1372 verstorben ist. An seinem Grab sollen sich gemäss mittelalterlicher Erzählungen Wunder ereignet haben.
Naturwissenschaftlich korrekte, aber eher unwürdige Grabstätte
Die Gebeine des Klostergründers wurden archäologisch und medizinhistorisch untersucht. Seither sind sie in einem Behältnis im Lager der Archäologie in Dübendorf aufbewahrt. Nachdem Heinrich von Linz über 600 Jahren Totenruhe im Kreuzgang seines Klosters hatte, ist das Lager der Archäologie eine naturwissenschaftlich korrekte, aber ethisch eher unwürdige Grabstätte.
Die Passion des Präsidenten der Kirchgemeinde Winterthur, Hans Hollenstein, war es seither, dem Konventsgründer wieder ein würdiges Grab zu verschaffen. 2010, als er noch als Regierungsrat in Zürich amtete, versuchte er die Leitung der Denkmalpflege und Archäologie davon zu überzeugen, die Gebeine des Mönchs wieder im ehemaligen Kloster Beerenberg zu bestatten. Das war aber nicht möglich, weil die Gebeine dort nicht korrekt konserviert werden konnten. Die Suche nach einem Ersatzstandort und die Verhandlungen dauerten.
2024/25 wurde die katholische Kirche St. Laurentius Wülflingen saniert. Die kantonale Denkmalpflege und Archäologie, die Kirchenpflege, das Kirchenvolk an der Kirchgemeindeversammlung sowie die reformierte Kirche waren damit einverstanden, ein würdiges Grab für Heinrich von Linz zu schaffen. Der Finanzierungskredit zur Sanierung der Kirche in umfasste daher auch eine Summe von 14 000 Franken zur Schaffung eines Grabes für Heinrich von Linz, das den archäologischen Anforderungen genügt.
Das schlichte Grab des Heinrich von Linz im Gang zur Krypta der Kirche St. Laurentius Wülflingen.
Hans Hollenstein
Die katholische Kirchgemeinde Winterthur hat nun die sterblichen Überreste mit einem Ausleih-Vertrag bekommen und die Gebeine des Heinrich von Linz in seiner neuen, bescheidenen, aber würdigen Grabstätte in der Krypta von St. Laurentius in Wülflingen 29. Oktober beigesetzt.
Gottesdienst mit Grabsegnung
Allerseelen, 2. November, 9:30 Uhr, St. Laurentius, Winterthur
Es spricht der Historiker Peter Niederhäuser. Musikalisch wirken Chor, Sopranistin, Schola (mit gregorianischen Gesängen) und die Orgel mit. Danach gibt es einen Apéro mit Brot und Wein vom Rebberg im Rumstal, der früher im Besitz der Augustiner Chorherren von Mariazell zu Beerenberg war.