Neue Ausbildung für Seelsorgende

Das kirchliche Personal wird knapp. Ein neuer Ausbildungsweg bildet Quereinsteigende zu Seelsorgenden aus. Das Besondere: Das Studium wird mit Praxiserfahrungen im Seelsorgeberuf vor Ort verknpüft.

 

Kathrin Kaufmann-Lang und Daniel Krieg stellen den neuen Studiengang vor
Seminar-Ausbildungsleiterin Kathrin Kaufmann-Lang und Regens Daniel Krieg stellen den neuen Studiengang vor

Wer bisher als Seelsorgerin oder Seelsorger arbeiten wollte, musste fünf Jahre in Vollzeit Theologie studieren. Über das «Bischöflichen Studienprogramm» - welches 2015 den früheren «Dritten Bildungsweg» abgelöst hat – konnten Interessierte aus anderen Berufen und auch ohne Matura sich als Seelsorgerin/Seelsorger ausbilden: Mit zwei Jahren Vollstudium, nach Abschluss der beiden berufsbegleitend möglichen Ausbildungen am «Religionspädagogischen Institut» RPI oder mit dem «Studiengang Theologie».

 Gleichzeitig gibt es Katechetinnen und Katecheten sowie kirchliche Jugendarbeitende mit dem «ForModula»-Abschluss, der ebenfalls berufsbegleitet erworben werden kann. Nach dieser Ausbildung gab es bisher aber keine weiteren Entwicklungsmöglichkeiten innerhalb der kirchlichen Berufe.

Ein Ausbildungsweg für Menschen, die mitten im Leben stehen, vielleicht Familie haben und sich kein Vollstudium leisten können.

Nun gibt es ab Sommer 2026 eine Ausbildung für Menschen, die am Seelsorge-Beruf interessiert sind, mitten im Leben stehen, vielleicht Familie haben und sich kein Vollstudium leisten können. Der neue duale «Kirchlicher Studiengang Seelsorge» orientiert sich am schweizerischen dualen Berufsbildungsssystem: «Die theoretisch-theologische Ausbildung wird im Baukasten-System mit praktischer Tätigkeit in der Seelsorge verknüpft», sagte Michael Hartlieb vom Theologisch-pastoralen Bildungsinstitut TBI an der Kick-off-Veranstaltung vom 22. Oktober in der Paulus-Akademie Zürich. «Der Ausbildungsplan benennt Bildungsinhalte und vernetzt sie mit den Kompetenzen aus dem Qualifikationsprofil Seelsorger:in. Diese müssen vor Ort angewendet und ausgewiesen werden.»

 Der neue Lehrgang findet offenbar Interesse: «Bei uns laufen schon Aufnahmeverfahren», sagte der Churer Regens Daniel Krieg, «und nicht wenige.» Als Voraussetzung für den neuen Dualen Studiengang müssen Interessierte das Religionspädagogische Institut RPI, den Studiengang Theologie STh oder eine ForModula-Ausbildung Katechet:in/Jugendarbeiter:in abgeschlossen haben.

David Wakefield vom Theologisch-pastoralen Bildungsinstitut: Die Studierenden werden in der Pfarreiarbeit eng begleitet.

Darauf aufbauend folgen je nach Voraussetzungen zwei oder drei Jahre mit der theoretischen Ausbildung an einer der theologischen Fakultäten und gleichzeitiger Arbeit im neuen Seelsorge-Beruf. «Hier werden die Auszubildenden sorgfältig begleitet», führte David Wakefield vom Theologisch-pastoralen Bildungsinstitut TBI aus. «Bereits 10 Personen haben bei uns die Ausbildung zum Ausbildner/zur Ausbildnerin gemacht.»

Bevor jedoch Interessierte die Ausbildung beginnen können, durchlaufen sie ein Assessment. «So sieht man gezielt das Entwicklungspotenzial und die Ressourcen der Anwärterinnen und Anwärter», erklärte Kathrin Kaufmann-Lang. Sie ist Ausbildungsleiterin am Priesterseminar St. Beat Luzern und hat bereits erste Erfahrungen mit dieser neuen Eignungsabklärung: «Dazu gehört eine forensisch-klinische sowie eine kompetenz-orientierte Abklärung.» Diese Eignungsprüfung müssen seit diesem Jahr alle zukünftigen Seelsorgenden durchlaufen, es ist eine der Massnahmen gegen Missbrauch, welche die Schweizer Bischofskonferenz beschlossen hat.

 Eine kirchlich verantwortete Ausbildung

«Die neue Ausbildung entspricht einer Höheren Berufsbildung», sagte Markus Thürig. Der Generalvikar des Bistums Basel ist Präsident des Bildungsrates der Deutschschweizer Ordinarienkonferenz und damit Projektleiter dieser neuen, kirchlich verantworteten Ausbildung. «Mit dem neuen Studiengang gilt ab sofort auch in kirchlichen Berufen: Kein Abschluss ohne weiterführendes Anschluss-Studium, Ausbildung und Erwerbsarbeit sowie Ausbildungen für praktisch orientierte Studierende sind möglich.»

Bei der anschliessenden Fragerunde wurde präzisiert, dass in diesem neuen Studiengang ausgebildete Seelsorgende in der Berufsausübung wie auch beim Lohn Seelsorgenden mit dem 5jährigen Theologie-Vollstudium gleichgestellt sind, wie das bisher bereits für Personen mit dem Abschluss im Bischöflichen Studienprogramm der Fall war. Ebenfalls für alle gleichermassen wird nach der Ausbildung die zweijährige Berufseinführung verlangt, die neben einer Vollzeit-Anstellung möglich ist.

Dualer Studiengang

Wer sich um die Aufnahme in den Dualen Studiengang Seelsorge bewerben möchte, findet hier weitere Informationen und Kontaktmöglichkeiten für die individuelle Beratung.

Michael Hartlieb, Koordinator für den Ausbildungsweg, stellt den Dualen Studiengang in feinschwarz vor.