Chefdiplomat des Papstes fordert Ende der Gewalt

Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin ruft am zweiten Jahrestag des Terrorangriffs durch die Hamas vom 7. Oktober 2023 zur Freilassung der Geiseln und zum Ende der Gewalt auf.

An diesem 7. Oktober jähren sich zum zweiten Mal der Terroranschlag der Hamas auf Israel und der darauffolgende Beginn des Gaza-Krieges. Das nahm Kardinal Parolin, der Chefdiplomat des Papstes, zum Anlass, um in einem Gespräch mit den vatikanischen Medien an die Brutalität des damaligen Angriffs und seine Folgen für Israel und die jüdischen Gemeinden in aller Welt zu erinnern:

«Ich wiederhole, was ich damals schon gesagt habe: Der Terroranschlag der Hamas und anderer Milizen auf Tausende Israelis und dort lebende Migranten - viele von ihnen Zivilisten, die kurz davor standen, den Tag von Simchat Tora am Ende des Sukkot-Festes zu feiern - war unmenschlich und nicht zu rechtfertigen. Die brutale Gewalt gegen Kinder, Frauen, junge Menschen, Alte kann durch nichts entschuldigt werden. Es war ein Massaker, unwürdig und – ich wiederhole – unmenschlich! … Mich erschüttern und schmerzen die Bilder dieser Menschen, die in Tunneln gefangengehalten und dem Hunger ausgesetzt wurden. Wir dürfen sie nicht vergessen!»

Parolin erinnerte gleichzeitig aber auch an alle zivilen Opfer des seither tobenden Krieges: «Es ist nötig, die Vernunft wiederzufinden, die blinde Logik von Hass und Vergeltung abzulegen und Gewalt als Lösung zu verwerfen. Wer angegriffen wird, hat das Recht, sich zu verteidigen – doch auch die legitime Verteidigung muss dem Maß der Verhältnismässigkeit genügen. Leider hat der daraus entstandene Krieg katastrophale und unmenschliche Folgen … Es ist inakzeptabel und unentschuldbar, Menschen zu blossen ,Kollateralopfern‘ zu degradieren.»

Aber auch gegen den wieder wachsenden Antisemitismus fand Parolin klare Worte: «Wir leben von Fake News, von vereinfachter Realität. Das führt dazu, dass Menschen den Juden als Juden die Verantwortung für das heutige Geschehen in Gaza zuschreiben. Wir wissen, dass es nicht so ist: Es gibt viele Stimmen aus der jüdischen Welt, die den Kurs der israelischen Regierung in Gaza und in den übrigen palästinensischen Gebieten – wo der oft gewaltsame Siedlungsdrang die Entstehung eines palästinensischen Staates verunmöglichen will – entschieden kritisieren. Die öffentlichen Zeugnisse der Angehörigen der Geiseln sprechen für sich. Antisemitismus ist ein Krebsgeschwür, das bekämpft und ausgerottet werden muss.»

Der Generaltstaatsekretär bekräftigte die Position des des Vatikans, der auf diplomatische Lösungen pocht – unter Einbezug der Palästinenser – und eine die Zweistaatenlösung fordert. Er beklagte, dass die internationale Gemeinschaft in den vergangenen Jahren zu wenig für die Einhaltung des Völkerrechts getan habe. Und er mahnte, dass Gebet allein niemals genug sein könne. Schliesslich brachte er die vermittelnde Haltung des Vatikans auf den Punkt: «Kein Jude darf, weil er Jude ist, angegriffen oder diskriminiert werden; kein Palästinenser darf, weil er Palästinenser ist, attackiert oder diskriminiert werden.»

Den vollständigen Beitrag sowie den dazu gehörigen Radiobeitrag finden Sie bei Vaticannews.