Die Zwölf

Zwölf unnötige Dinge

Was brauchen wir wirklich zum Leben? Kaum zu beantworten. Worauf wir verzichten könnten, geht leichter.

1. Noch ein Fussballwettbewerb
Die Frauen-EM war grossartig. Aber beim Männerfussball wird der Überdruss mit jeder neuen «Championship» grösser. Bis es am Ende auch völlig egal ist, wenn der Ball auf dem Mars fürs grosse Geld durch roten Sand gekickt wird.

2. Glacémaschine
Sie steht für all jene Kinderträume, die wir uns als Erwachsene endlich gönnen. Und die dann nach einer
euphorischen Saison voller Eisträume als Stolperfalle im Réduit landen. Einziger Ausweg aus diesem unerfüllten Dasein: In der Kreislauf­wirtschaft jemanden mit dem gleichen Kindheitstraum finden.

3. T-Shirt-Faltbrett
Die Verheissung im Teleshopping wird so lange gepredigt, bis wir weich geworben mitbeten: So praktisch! Was sich dadurch an Zeit und Perfektion rausholen lässt!! Muss ich haben!!! – Die Realität: Einfach nur umständlich.

4. Jesus-Toaster
Yes, den gibt es tatsächlich. Er wurde von superfrommen Jesus-Followern erfunden, die ihren Heiland auf Schritt und Tritt tagein tagaus (ver-)folgen. Der Toaster ist mit biblischem Gütesiegel versehen: Daily Bread. Die Ironie, Jesus in den Toaster zu stecken, stört die Käufer offenbar nicht.

5. Callcenter-Anrufe
Lässt sich wirklich Geld damit verdienen, dass man Menschen mit ungebetenen Werbeanrufen auf die Nerven geht? Offenbar schon. Wahrscheinlich deshalb, weil einige den endlosen Wortschwall durch Lösegeldzahlung stoppen.

6. KI-Geburtstagswünsche
Sie sind bereits gang und gäbig: Schnucklig designte und herzig formulierte Geburtstagswünsche aus der KI-Manufaktur. Die zeit­aufwändige Beschäftigung mit dem Geburtstagskind kann damit auf ein eben gerade noch erträgliches Minimum gesenkt werden.

7. Ingwer-Raffel
Noch ein Platzhalter: Für all die Küchenhelfer, die nicht nur ein omnipräsentes Schweizer Küchengrosi zuhauf produziert. Für jeden Spezialfall gibt es das passende Gerät. Es kann genau zwei Dinge: Ingwer raffeln und die Küche verrümpeln. – Manchmal auch nur eines.

8. Scooter
Zum Ausgleich für die Schufterei auf dem Laufband düsen gestresste Städter mit dem Scooter übers Trottoir und durch den Stossverkehr. Lautlos drohen sie von hinten, lässig schwankend von vorne, ungebremst von allen Seiten. Einziger Trost: Es gibt sie noch, die Anarchie im durchgeregelten Strassenverkehr.

9. Trump-Ticker
Einfach wieder mal eine spannende Reportage lesen, ein erhellendes Interview, ein bewegendes Porträt. Anregend, aber nicht aufregend. Schön wärs! Muss man sich aber sauer verdienen, weil überall der Trump-
Ticker lärmt, lauert und lafert.

10. Sonnenuntergang auf Hawaii
Man nehme ein Meer und einen Sonnenuntergang. Das ergibt auf dem ganzen Planeten ein staunenswertes Spektakel. Auf Wangerooge genauso wie auf Kauai. Weshalb also jeden noch so entfernten Sundowner mitnehmen?

11. Laubbläser
Eine neue Naturgewalt bricht über uns herein: der Laubbläser dröhnt und wirbelt wie ein Wahnsinniger. Und wenn sich der ganze Fein- und Grobstaub endlich gelegt hat, liegt da eventuell tatsächlich ein akkurat gehäufter Laubhügel … bis ein himmlischer Windstoss ihn listig zerzaust.

12. Dos & Dont’s
Logisch, so weit musste es ja kommen: Auch all die Lifestyle-Dogmen, was in Mode- und Zeitgeistfragen zu tun und zu lassen sei, sind lästig. Wir sind schon gross und können selbst entscheiden, was bleiben darf, und was weg muss.