Tipps der Redaktion

Lyrik

Buch
Sprachgewand

Eine Frau, die Philologie, Philosophie und Linguistik, dazu Pädagogik und Theo­logie studiert hat, spinnt in diesem Gedichtband ein «Sprachgewand», verbindet Wörter zu Melodien und Gedankenfetzen zu Wort­folgen. Sie spricht zu einem Du, das sich jeder Festlegung entzieht, befragt Figuren aus dem Neuen Testament und aus der christlichen Tradition – Maria, Lazarus oder Klara von Assisi – danach, was sie berührt, wer sie berührt hat. Sie fragt sich selbst, was in ihrem Inneren weiterklingt. Dabei entstehen ganz neue Sichtweisen der Bibelstellen, die Ausgangspunkt ihres Sprachwebens sind. Der Stoff, der entsteht, ist manchmal durchscheinend, manchmal undurchdringlich, manchmal singt man innerlich mit, manchmal bleiben nur Fragezeichen. So, wie Lyrik sein muss. (bl)

— Sprachgewand. Gedichte
Ulrike Lynn, Edition NZN bei TVZ 2025, 118 Seiten, ISBN 978-3-290-20255-2


Buch
Texte zwischen Trümmern und Träumen

Die neuen Texte von Jacqueline Keune halten die Kriege dieser Welt Gott hin. Sie verbindet Kriegstrümmer mit biblischen Szenen, schafft aus Träumen Wirklichkeiten und macht Mut: «Die an dich glauben, sie halten die Wunden hin und richten sich auf. Wirbel für Wirbel.» Schonungslos und verletzlich zugleich entfalten ihre Worte Glaube an (Ver-)Wandlung.  Biblische Feste im Jahreskreis, Segensgebete, Gottes- und Kirchenbilder in dichter, kreativer Sprache suchen Spuren des Göttlichen in den Trümmern der Menschheit: «Die Ewige, die den Kleinen Mut macht, die Stimme zu erheben, segne uns mit Widerstand.» (bl)

— Es werden wieder Tage sein.
Texte zwischen Trümmern und Träumen.
Jacqueline Keune, db-verlag 2025, 88 Seiten, ISBN 978-3-905388-58-9


Hörbuch
Mascha Kaléko muss man hören

Ihre Lyrik ist zeitlos und vollkommen – und wurde doch jahrzehntelang vom Literaturbetrieb ignoriert. Mascha Kaléko konnte nur ein paar wenige Jahre unbeschwert den Erfolg geniessen. Dann wurde sie als Jüdin von den Nazis verboten und vertrieben. Nie mehr sollte sie irgendwo wirklich heimisch werden. 1975 in Zürich verstorben, hat sie ihren Durchbruch zur Klassikerin nicht mehr erlebt. Ein Hörbuch vermittelt nun einen wunderbar breit angelegten Querschnitt durch ihr Werk. Eine sinnliche Möglichkeit der Vertiefung – gesteigert noch durch das Mitlesen der gleichnamigen Buchausgabe. (bit)

— Ich tat die Augen auf und sah das Helle.
Gedichte und Prosa
Mascha Kaléko. GOYALiT 2024. 240 Minuten, ISBN 978-3-8337-4950-6