Allein im Unispital Zürich wurden die muslimischen Seelsorgenden während der einjährigen Projektphase 1300 Mal ans Krankenbett gerufen. Auch im Kantonsspital Winterthur und in der Psychiatrischen Uniklinik Zürich wird eine eigene Seelsorge für Kranke mit islamischem Glauben angeboten. Die Direktion der Justiz und des Innern hat nun unter Regierungsrätin Jacqueline Fehr das Pilotprojekt auswerten lassen und damit das Schweizerische Zentrum für Islam und Gesellschaft SZIG der Universität Freiburg beauftragt. Die Resultate wurden am 8. Mai präsentiert.
Die Evaluation zeigt den wachsenden Bedarf an muslimischer Seelsorge in Zürcher Spitälern auf. Fast sieben Prozent der Kantonsbevölkerung sind Muslime, rund 100 000 Menschen. Die Qualitätssicherung in Ausbildung und Berufspraxis ist laut Evaluation gewährleistet. Muslimische Seelsorgende, die in Spitälern und Kliniken arbeiten, haben alle am SZIG die Weiterbildung «Zürich-Kompetenz» absolviert, die Voraussetzung für ihren Einsatz in öffentlichen Institutionen ist. Dieses Basismodul wurde bereits zweimal durchgeführt. Es fördert die Vernetzung der muslimischen Gemeinschaften und stärkt die Kompetenzen der Absolvierenden. Darauf aufbauend werden jetzt verschiedene Vertiefungsangebote für Imame und muslimische Betreuungspersonen etabliert. In der Berufspraxis unterstützen die christlichen Seelsorgerinnen und Seelsorger in den Spitälern ihre muslimischen Kollegen nach Kräften.
Die muslimische Spitalseelsorge wird vom Verein QuaMS (Qualitätssicherung der muslimischen Seelsorge in öffentlichen Institutionen) getragen, in dem der Kanton Zürich sowie die Vereinigung der islamischen Organisationen in Zürich Mitglieder sind. In der Begleitkommission sind die katholische und reformierte Kirche des Kantons Zürich engagiert. Diese unterstützen den Verein QuaMS auch finanziell, die katholische Körperschaft mit 75 000 Franken pro Jahr. Den Hauptanteil der Kosten trägt der Kanton.
Nun will der Kanton das Projekt auch für die Zukunft sichern. Für 2025 ist eine Übergangsfinanzierung gesichert, darüber hinaus ist die Finanzierung noch in Abklärung. Die beiden grossen Landeskirchen planen, gesamtgesellschaftliche Leistungen von nicht anerkannten Religionsgemeinschaften finanziell zu unterstützen. In der Synode, der Sitzung des katholischen Kirchenparlamentes, im November, wird voraussichtlich weiter darüber beraten. Für die katholische Körperschaft unterstreicht Frank Ortolf, Bereichsleiter im Ressort Gesundheit, die positiven Erfahrungen im Pilotprojekt: «Muslimische Seelsorge entlastet durch die gegenseitige Bereicherung auch die Seelsorge der Kirchen.» Christliche Seelsorgende hätten jetzt mehr Zeit für die Patienten ihrer Konfession und bei Fragen zum Thema Islam fänden sie qualifizierte Unterstützung durch die muslimischen Seelsorgepersonen. Er hält fest: «Interreligiöse Zusammenarbeit ist auch eine Bereicherung für die Kirchen.»
Dilek Ucak-Ekinci, Leiterin der islamischen Klinik- und Spitalseelsorge, schreibt im Jahresbericht 2023 von QuaMS: «Die gute Zusammenarbeit mit der christlichen Seelsorge wurde nicht nur auf persönlicher Ebene gepflegt, sondern auch durch verschiedene Gefässe wie Konvente, Teamsitzungen, Teamausflüge und gemeinsame Fortbildungen vertieft.»
Die Muslimische Spitalseelsorge wird vom Verein QuaMS getragen. Mitglieder im Verein sind der Kanton Zürich und verschiedene muslimische Organisationen. Die Kirchen unterstützen ihn mit einer eigenen Begleitkommission.