Gemeinschaft und Menschenwürde stärken

Künstliche Intelligenz in Bewerbungsprozessen, textile Erinnerungen für Trauernde, Kunst für gute Nachbarschaft und Leistungsdruck in der Sozialhilfe: Diese Abschluss-Arbeiten haben den Ethik-Preis der Katholischen Kirche im Kanton Zürich gewonnen.

Drei der vier Ausgezeichneten: Seraina Keller, Lioba Wachter und Céline Mach und (v.l.n.r.). Tim Eimecke konnte nicht dabei sein.
Drei der vier Ausgezeichneten: Seraina Keller, Lioba Wachter und Céline Mach und (v.l.n.r.). Tim Eimecke konnte nicht dabei sein.

Grosse Unternehmen setzen im Rekrutierungsprozess zunehmend Künstliche Intelligenz (KI) ein. Wie gross ist dabei die Gefahr von Vorurteilen und Diskriminierung? Céline Mach hat in ihrer Abschlussarbeit an der Hochschule für Wirtschaft Zürich «die pointierte Thematik in einem weiten Horizont kontextualisiert», sagte dazu die Laudatorin Dana Sindermann von der Paulus Akademie. Mach habe nüchtern und souverän Möglichkeiten und Grenzen der KI im Bewerbungsprozess aufgezeigt und sich damit beschäftigt, wie Codes von KI ohne Diskriminierung der Bewerbenden programmiert werden können.

Preisträgerin Céline Mach (rechts im Bild) und Dana Sindermann, Laudatorin.

Preisträgerin Céline Mach (rechts im Bild) und Dana Sindermann, Laudatorin.

Was bleibt, wenn ein Mensch geht? «Lioba Wachter hat in einer aussergewöhnlichen Arbeit das Potential von Textilien für den Trauerprozess gehoben und damit einen neuen, spannenden Zugang zur Trauerarbeit eröffnet», lobte Adrienne Hochuli Stillhart vom Institut für Sozialethik Luzern die Abschlussarbeit. Lioba Wachter, die an der Hochschule Luzern den Studiengang Design Film Kunst besuchte, hat aus hinterlassenen Kleidungsstücken von Verstorbenen für deren Angehörigen und Freunde etwas Neues geschaffen, das die Verbindung zu den geliebten Menschen aufrecht erhält.

Lioba Wachter (rechts) zusammen mit Laudatorin Adrienne Hoch ermöglicht spezielle Erinnerungen an Verstorbene.

Lioba Wachter (rechts) zusammen mit Laudatorin Adrienne Hoch ermöglicht spezielle Erinnerungen an Verstorbene.

In vielen Hausblocks leben Menschen in nächster Nähe, doch ohne Austausch. «Seraina Keller überraschte sie mit einer kunstvollen Illumination ihrer Häuserfassade und machte die Menschen damit füreinander aufmerksam», sagte Hanspeter Schmitt von der Theologischen Hochschule Luzern in seiner launigen Laudatio. Dazu habe sie tiefgreifende Reflexionen über die Nachbarschaft angestellt, philosophische Fragen zur Fremdheit und Spaltung der Gesellschaft gestellt. «Durch Kunst und Performance die Nachbarschaft aktivieren: wunderbar», schloss Schmitt. SerainaKeller hat ihre Bachelorarbeit an der Hochschule für Gestaltung abgeschlossen, mit dem Titel «Schön daneben / Lichtpost - Ein szenografischer Liebesbrief an die Gemeinschaft».

Laudator Hanspeter Schmitt findet innovative Projekte wie von Preisträgerin Seraina Keller vorgeschlagen eine gute Idee für bessere Nachbarschaft.

Laudator Hanspeter Schmitt findet innovative Projekte, wie von Preisträgerin Seraina Keller vorgeschlagen, eine gute Idee für bessere Nachbarschaft.

Den mit viertausend Franken dotierten Hauptpreis gewann Tim Eimecke für seine Bachelorarbeit «Das Gegenleistungsprinzip der Sozialhilfe». Er untersuchte die aktuelle Ausrichtung der Sozialhilfe, die nicht einfach hilft, sondern mittlerweile zu einer Art Tauschgeschäft wurde und mit Strafen arbeitet. «Pflichtlektüre für Sozialarbeitende und Behörden!», erklärte dazu die Laudatorin Susanne Brauer, Bereichsleiterin Soziales und Bildung der Katholischen Kirche im Kanton Zürich. Die Erwartung, dass Sozialhilfebeziehende in jedem Fall und unter Sanktionsandrohung eine Gegenleistung erbringen müssen, könne an den Lebensrealitäten scheitern, zeige die Arbeit auf. Statt zu helfen verschärfe die Sozialhife dann die Probleme mit schwerwiegenden Folgen. «Soziale Unterstützung muss nicht nur effizient, sondern auch und vor allem menschenwürdig sein», das sei das Fazit der Arbeit.

Daniel Otth, Synodalrat, mit der Freundin des abwesenden Preisträgers Tim Eimecke, Sophie Hartmann, und Susanne Brauer, Bereichsleiterin Soziales und Bildung.

Daniel Otth, Synodalrat, mit der Freundin des abwesenden Preisträgers Tim Eimecke, Sophie Hartmann, und Susanne Brauer, Bereichsleiterin Soziales und Bildung.

Die Ethikpreise der Katholischen Kirche im Kanton Zürich wurden am 27. Juni im Rathaus Zürich vergeben, anlässlich der Synodensitzung der Katholischen Körperschaft. Die Preise wollen ethische Überlegungen in Praxis- und Arbeitsfeldern fördern.

Mehr zum Ethikpreis, der jährlich vergeben wird.