Warum werden Bücher auch in 10 Jahren noch gedruckt?
Weil sie seit fast 5000 Jahren auf Papyrus geschrieben werden und es das beste Speichermedium ist, das wir uns vorstellen können.
Brauchen Worte Menschen?
Ja und nein. Wenn ich mich entscheiden muss, dann sage ich: Ja. Worte machen dann Sinn, wenn man sich Geschichten erzählt. Und Geschichten sind an den Menschen gebunden.
Ist Lesen ein Luxus?
Luxus und Notwendigkeit, je nachdem. Es beginnt bei der Notwendigkeit, bei der Lesekompetenz: Lesen gehört zur menschlichen Grundausstattung, wie spazieren, essen und Zähne putzen. Dann kommt aber der Moment, wo Lesen zum Luxus wird – weil wir uns dafür explizit Zeit nehmen müssen.
Welches Buch haben Sie nicht zu Ende gelesen?
Ganz viele. Meine Arbeit ist es zwar, Bücher zu lesen. Wenn ich moderiere, oder für Jurys, dann lese ich Bücher intensiv. Oft lese ich aber auch nur kursorisch. Für das Literaturhaus prüfen wir die Bücher, lesen aber nicht alle integral – bei knapp 130 Veranstaltungen im Jahr würden wir das gar nicht schaffen. «Privat» lese ich gar nicht. Das könnte ich zeitlich nicht unterbringen.
Ist das nicht bedauerlich?
Ja, wahnsinnig. Ich gehe nie in die Buchhandlung, weil ich die Zeit zum Lesen «meiner» Bücher sowieso nicht habe. Das ist die Schattenseite, wenn man seine Leidenschaft zum Beruf macht.
Haben Sie die Bibel gelesen?
Nein. Aber ich habe viele Geschichten der Bibel gelesen, das war – ganz banal – im Religionsunterricht.
Ist die Bibel interessante Literatur?
Finde ich schon. Die Geschichten sind ein absoluter Referenzpunkt, wenn es um das menschliche Miteinander geht: Was macht uns Menschen aus? Und wie funktionieren wir in der Welt?
Ist sie auch spannend?
Ehrlich gesagt nein. Wobei: Unlängst habe ich eines der biblischen Bücher gelesen. Da war ich dann doch überrascht, wie modern die Themen waren.
Welchen literarischen «No-Name» müsste man kennen?
Wenn ich darauf für meine Kinder eine Antwort geben müsste, dann wären das: Ágota Kristóf, Mascha Kaléko und Primo Levi.