Regionale Story

«Heute fügt sich alles zusammen»

Jren Omlin, Seelsorgerin bei der Beratungsstelle tandem

Porträt von Jren Omlin mit ihrem Hund auf dem Arm.

Menschen begleiten in Freude und Leid, bei Übergängen oder in Not finde ich zutiefst sinnerfüllt. In meinem Leben ging ich auch durch einige Hochs und Tiefs und habe mich oft gefragt, wozu. Heute fügt sich alles zusammen und ich kann aus meiner Lebenserfahrung schöpfen. Manchmal habe ich nach der Arbeit das Gefühl, als würde der ganze Weltschmerz auf mir lasten. Aber ich weiss, wo ich Distanz finden und auftanken kann: ich bin viel mit meinem kleinen Hund in der Natur unterwegs. Zudem wohne ich direkt neben einem Kloster und kann an den Gebeten der Schwestern teilnehmen.

Wichtig waren für mich Menschen, die sahen, was in mir schlummert und mich ermunterten, dem nachzugehen. Ich habe längere Zeit in verschiedenen Pfarreien gearbeitet, bis ich die Zerrissenheit als Frau in der Kirche nicht mehr aushielt, ja davon krank wurde. Heute bei meiner Arbeit auf der Beratungsstelle tandem sowie als freischaffende Seelsorgerin kann ich meiner Berufung folgen. Früher war das tandem – das von der Katholischen Kirche im Kanton Zürich und dem Katholischen Frauenbund Zürich getragen wird – vor allem für Schwangere und Mütter mit Kleinkindern da, heute für jede Frau im Kanton Zürich, die sich in einer Notsituation befindet, kostenlos. Nebst unbürokratischer finanzieller Nothilfe ist der Beratungsprozess wichtig – und die Seelsorge.

Es kommt immer noch vor, dass junge Frauen, die schwanger werden, aus dem Elternhaus verstossen werden, oder dass Partner sie vor die Wahl stellen: entweder das Kind oder ich. Wenn eine Mutter zurückkommt mit ihrem Neugeborenen oder eine Frau mir selbst zubereitetes Essen aus ihrer Heimat bringt, erfüllt mich das mit grosser Freude und Dankbarkeit.