Mit fünf Jahren wusste Silja Horber, dass sie Eiskunstlauf ausüben möchte. An einem Kindergarten-Geburtstagsfest drückt sie ihr Gesicht an die Glasscheibe und schaut fasziniert den Kindern zu, die in glitzernden Kleidchen auf dem Eis hin- und herschweben. Sie darf nicht fahren. Wegen einer Cerebralparese als Folge einer Hirnblutung an ihrem 3. Lebenstag lernte sie erst mit drei Jahren gehen. Das Eis wäre viel zu gefährlich. Zuhause erklärt sie den Eltern, dass sie Eiskunstlauf machen will. Mama schaute mich fragend an: «musst du gerade das für dich Schwierigste aus- suchen?», erzählt sie. Zwei Jahre später – «ich habe immer gestürmt» – durfte sie erstmals aufs Eis. «Meine Mama rechts, meine Gotte links und hinter mir die Ergotherapeutin», lacht Silja Horber in Erinnerung an die Szene. «Ich bin dauernd umgefallen, aber immer wieder aufgestanden.» 26 Jahre später, im März 2025, gewinnt Silja Horber bei den Special Olympics World Winter Games in Turin die Goldmedaille im Eiskunstlauf. Sie kann es kaum fassen. «Das ist ein riesen Wunder», sprudelt es aus ihr heraus. Sie ist heute voll integriert im Eislauf-Club Heuried-Zürich, wo sie sich total zuhause fühlt. «Inklusion pur», freut sie sich.
Es gab auch schwierige Zeiten. In der Mittelstufe wurde sie – trotz grosser Unterstützung der Lehrpersonen und der Eltern – von anderen Kindern wegen ihrem Anderssein gemobbt. Sie wusste sich zu helfen: Während der olympischen Winterspiele 2002 verfolgt sie gebannt die Eislaufkunst von Sarah Meier, heute van Berkel, und Stéphane Lambiel aus dem Schweizer Team. Und macht die beiden kurzerhand zu ihren persönlichen Leitsternen. «Immer wenn ich mich verlassen fühlte, habe ich imaginär mit ihnen geredet.» So hatte sie in ihrer Phantasie zwei Menschen zur Seite, die sie immer wieder aufrichteten. Auch in anstrengenden Therapiestunden habe sie im Gedanken an die beiden Kraft geschöpft: «Die mussten auch viel trainieren.» Es blieb nicht nur eine Phantasie-Beziehung. Im Rahmen einer «Happy-Day»-TV-Sendung durfte sie die beiden persönlich kennenlernen.
Wichtig ist für Silja auch der Glaube. «Du bist etwas Besonderes, Jesus hat dich lieb, so wie du bist.» Diese Zusage ihrer Mutter habe sie durch alles hindurch getragen. Heute arbeitet sie im Team der Behindertenseelsorge. Nebst Aufgaben im Büro kann sie auch in Unti-Klassen die Kinder für Menschen mit Beeinträchtigungen sensibilisieren.