Wer eine Kirche betritt, begegnet Bildern: Jesus am Kreuz, Maria mit dem Kind, biblischen Figuren und Märtyrern. Viele von uns haben konkrete Vorstellungen von Jesus und auch von Gott als Vater und Schöpfer mit langem Bart. Darstellungen können helfen, eine Verbindung zum Heiligen herzustellen. Aber wie sieht der Heilige Geist aus? Er hat kein Gesicht, keine Stimme, keine klare Form. In der Bibel erscheint er als Feuer, als Wind und als Taube. Er bleibt geheimnisvoll – und ist doch mitten unter uns. Denn das Besondere ist: Er nimmt Gestalt an in Menschen. In solchen, die sich ihm öffnen. In solchen, die in ihrem Denken, Fühlen und Handeln Gottes Abbild widerspiegeln – so, wie es von Anfang an gedacht war. Denn wir sind geschaffen «nach dem Bild Gottes». Der Heilige Geist lässt dieses Bild in uns aufleuchten. Er macht uns zu dem, was wir im tiefsten Wesen sind: geliebt, begabt, berufen.
Ein besonderes Beispiel dafür ist Maria. Noch bevor sie Jesus zur Welt brachte, sagte sie «Ja» zu Gottes Plan. Ihr Herz war offen für den Heiligen Geist und sie liess ihn in sich wirken. Deshalb wird sie auch die erste Ikone des Heiligen Geistes genannt. In ihr wird deutlich, wie der Geist aussieht: als Mut, Liebe, Hingabe, Geduld, Vertrauen. Darum feiern wir am Pfingstmontag das Fest «Maria, Mutter der Kirche». Denn sie ist das Bild der Gemeinschaft, die sich dem Wirken Gottes öffnet – ohne grosse Worte, aber mit offenem Herzen.
Der Heilige Geist macht die Kirche lebendig. Nicht Strukturen, Programme oder Menschen allein bauen Kirche –, sondern der Geist, der verbindet und belebt. Er schenkt Einheit trotz Vielfalt, Hoffnung trotz Zweifel, Aufbruch trotz Müdigkeit. Die Kirche lebt durch den Heiligen Geist. Und sie wächst dort, wo Menschen ihm Raum geben.
Pfingsten ist mehr als Erinnerung. Es ist Einladung: Lass dich verwandeln. Öffne dich dem Geist. Werde zu dem, was du im Tiefsten bist: ein lebendiges Abbild Gottes. Dann wird der Heilige Geist sichtbar – in dir.