1. Was hat sich seit Beginn des Kriegs in der Ukraine geändert?
Es hat viel mehr Menschen im Gottesdienst, aus dem ganzen Kanton und darüber hinaus. Die Krypta der Liebfrauenkirche, wo wir feiern, platzt aus allen Nähten. Die Menschen haben viele konkrete Fragen und materielle Bedürfnisse. Im Beichtgespräch reden sie sich alles von der Seele, was sie belastet. Viel Kommunikation findet auch auf Social Media statt.
2. Was antworten Sie den Menschen in Not?
Ich empfehle das, was auch mir hilft, Gebet. Manche fragen, wie es möglich ist, dem Aggressor zu verzeihen. Ich sage, das ist ein Prozess, der idealerweise mit der Bitte des Schuldigen um Vergebung beginnen sollte. Verzeihen ist ein langer Heilungsweg, der viel Gebet und innere Arbeit erfordert.
3. Welche Aufgaben übernehmen Sie neben ihrer 20 %-Anstellung?
Ich arbeite noch in zwei Zürcher Pfarreien und einem Altersheim. Mein zusätzliches Engagement für die ukrainische Gemeinde schreibe ich als ehrenamtliche Arbeit auf, denn die Bedürfnisse sind riesig. Ich bin gleichzeitig Sakristan, Sekretär, Priester und Psychologe. In unsere Gottesdienste kommen nebst Gläubigen der mit Rom unierten Griechisch-katholischen Kirche auch orthodoxe Ukrainerinnen und Ukrainer, die nichts mehr mit dem Patriarchat von Moskau zu tun haben wollen, denn unsere Liturgie ist identisch.