Leo XIV. als Papst eingesetzt

Papst Leo XIV. ist am Sonntag offiziell ins Amt eingeführt worden. Hunderttausende Menschen am Petersplatz jubelten dem ersten US-amerikanischen Papst zu. Bei der «Messe zum Beginn des Petrusdienstes des Bischofs von Rom» wurden dem 69-Jährigen die päpstlichen Insignien überreicht: das Pallium und der Fischerring.

Kardinal Tagle steckt Papst Leo XIV. den Fischerring an.
Papst Leo XIV. erhält den Fischerring, eine der päpstlichen Insignien, von Kardinal Luis Antonio Gokim Tagle bei der Messe zur offiziellen Einführung in sein Amt am 18. Mai 2025 auf dem Petersplatz im Vatikan.

Ich wurde ohne jeglichen Verdienst ausgewählt und komme mit Furcht und Zittern zu euch als ein Bruder, der sich zum Diener eures Glaubens und eurer Freude machen und mit euch auf dem Weg der Liebe Gottes wandeln möchte, der möchte, dass wir alle eine einzige Familie sind», sagte Leo XIV. in seiner auf Italienisch gehaltenen Predigt, die mehrfach von Applaus unterbrochen wurde. Die Predigt während des Einsetzungs-Gottesdienstes gilt auch als «Regierungsprogramm» eines Papstes. Das Papstamt, so Leo, sei gekennzeichnet durch «aufopfernde Liebe», wie Jesus es einst Petrus aufgetragen hatte. Die Kirche von Rom habe den Vorsitz in der Liebe, und ihre wahre Autorität ist die Liebe Christi. «Es geht niemals darum, andere durch Zwang, religiöse Propaganda oder Machtmittel zu vereinnahmen, sondern immer und ausschliesslich darum, so zu lieben, wie Jesus es getan hat.»

Ein Papst als Nachfolger von Petrus müsse «die Herde weiden, ohne je der Versuchung zu erliegen, ein einsamer Anführer oder ein über den anderen stehender Chef zu sein, der sich zum Beherrscher der ihm anvertrauten Menschen macht», sagte Leo XIV. «Im Gegenteil, von ihm wird verlangt, dem Glauben der Brüder und Schwestern zu dienen, indem er mit ihnen gemeinsam auf dem Weg ist: Denn wir alle sind durch unsere Taufe dazu berufen, das Haus Gottes in geschwisterlicher Gemeinschaft, im Einklang des Heiligen Geistes und in einem Zusammenleben in Verschiedenheit aufzubauen.»

«Die Kirche besteht aus all denen, die mit ihren Brüdern in Eintracht leben und den Nächsten lieben», zitierte der erste Augustinermönch auf dem Stuhl Petri den heiligen Augustinus und fügte hinzu: «Ich würde mir wünschen, dass dies unser erstes grosses Verlangen ist: eine geeinte Kirche, als Zeichen der Einheit und der Gemeinschaft, die zum Ferment einer versöhnten Welt wird.»

An alle Menschen, gleich welchen Glaubens oder noch auf der Suche, appellierte Papst Leo, sich auf den Weg zu machen, um eine friedliche Welt aufzubauen.

Der neue Papst sprach von «zu viel Zwietracht, zu viele Wunden, die durch Hass, Gewalt, Vorurteile, Angst vor dem Anderen und durch ein Wirtschaftsmodell verursacht werden, das die Ressourcen der Erde ausbeutet und die Ärmsten an den Rand drängt». Leo XIV. rief dazu auf, Einheit, Gemeinschaft und Geschwisterlichkeit zu fördern. «Wir möchten der Welt mit Demut und Freude sagen: Schaut auf Christus! Kommt zu ihm! Nehmt sein Wort an, das erleuchtet und tröstet! Hört auf sein Angebot der Liebe, damit ihr zu seiner einen Familie werdet: In dem einen Christus sind wir eins.»

An alle Menschen, ganz gleich welchen Glaubens oder noch auf der Suche, appellierte er, sich gemeinsam auf den Weg zu machen, um eine neue friedliche Welt aufzubauen. «Brüder und Schwestern, dies ist die Stunde der Liebe! Die Liebe Gottes, die uns zu Brüdern und Schwestern macht, ist der Kern des Evangeliums», sagte Leo. «Lasst uns im Licht und mit der Kraft des Heiligen Geistes an einer Kirche bauen, die auf der Liebe Gottes gegründet und ein Zeichen der Einheit ist, an einer missionarischen Kirche, die ihre Arme der Welt gegenüber öffnet, die das Wort verkündet, die sich von der Geschichte herausfordern lässt und die zum Sauerteig der Eintracht für die Menschheit wird», schloss Leo XIV.

Vor Beginn der Messe stieg Leo XIV. gemeinsam mit den zehn Oberhäuptern der katholischen Ostkirchen zum Petrusgrab unter dem Zentralaltar des Petersdoms hinab. Dort nahmen Diakone das dort zuvor aufbewahrte Pallium - die weisse Wollstola des Papstes mit Kreuzen -, den Fischerring und das Evangeliar für den Papst und trugen es in Prozession durch die Basilika zum Altar auf den mit Blumen geschmückten Petersplatz. Während der Prozession wurde die «Laudes Regiae» - Lobpreis zu Christus, dem König - gesungen.

Pallium und Fischerring - die Insignien eines Papstes
Das Pallium ist eine Stola aus Schafswolle mit schwarzen Kreuzen, die an die Wundmale Jesu erinnern sollen, und symbolisiert das Hirtenamt des Papstes. Der Fischerring erinnert an den Apostel Petrus. Er war laut der biblischen Erzählung Fischer und erhielt von Jesus den Auftrag, «Menschen zu fischen» - sie für den christlichen Glauben zu begeistern.

Nach dem Evangelium legte der französische Kardinal Dominique Mamberti als Kardinaldiakon dem neuen Papst das Pallium auf die Schultern. Der kongolesische Kardinal Fridolin Ambongo Besungu als Kardinalpriester sprach anschliessend ein Gebet, bevor der philippinische Kardinal Luis Antonio Tagle Leo XIV. den Fischerring ansteckte. Bewusst wurden damit Kardinäle aus drei verschiedenen Kontinenten ausgewählt.

Zwölf repräsentativ für Stand und Herkunft ausgewählte Angehörige des Volkes Gottes versprachen danach in einem eigenen Ritus dem neuen Papst Treue. Unter ihnen waren ein Ehepaar, zwei Jugendliche, die drei Kardinäle Frank Leo aus Kanada, Jaime Spengler aus Brasilien und John Ribat aus Papua-Neuguinea, der Bischof der peruanischen Diözese Callao, ein Priester, ein Diakon sowie Generaloberin Oonah O’Shea von den Schwestern von Notre Dame de Sion und Jesuitengeneral Arturo Sosa als Präsidenten der Weltverbände der Ordensoberen.

Aus der Welt-Ökumene waren unter anderem der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel Bartholomaios, der griechisch-orthodoxe Jerusalemer Patriarch Theophilos, der armenisch-apostolische Patriarch Sahag II. Mashalian, der Patriarch der Assyrischen Kirche des Ostens Mar Awa III., Metropolit Nestor vom russisch-orthodoxen Moskauer Patriarchat, der anglikanische Erzbischof von York Stephen Cottrell und Heinrich Bedford-Strohm als Vorsitzender des Zentralausschusses des Weltkirchenrats (ÖRK) sowie die Generalsekretärin des Lutherischen Weltbunds, Anne Burghardt, präsent. Insgesamt nahmen mehr als 80 Vertreter aus anderen christlichen Kirchen an der Feier zur Amtseinführung des Papstes teil. Auf dem Petersplatz waren auch der Oberrabbiner der Jüdischen Gemeinde Roms, Riccardo Di Segni, und mit ihm zwölf weitere Vertreter des Judentums sowie Vertreter des Islam und anderer Glaubensgemeinschaften anwesend.

Auch staatliche Delegationen aus aller Welt waren nach Rom gekommen, darunter der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, Vizepräsident James David Vance und Aussenminister Marco Rubio aus den USA, die peruanische Staatspräsidentin Dina Boluarte sowie Präsident Sergio Mattarella und Regierungschefin Giorgia Meloni aus Italien.