«Papst Franziskus hat viel für die Jugendlichen getan»

Papst Franziskus hatte zu Lebzeiten zu einem «Jubliäum der Teenager» eingeladen. Sein Tod hat der Rom-Reise der Jugendseelsorge Zürich eine unerwartete Wende gegeben. Leiterinnen des Organisationskomitees erinnern sich an eine besondere Woche.

Jugendliche am Petersplatz vor einem Screen, auf dem der Sarg von Papst Franziskus zu sehen ist.
Die Jugendliche Ludovica Zobi hält den Abschied von Papst Franziskus fest. Die Jugendseelsorge hatte die Fahrt organisiert, eigentlich zum «Jubiläums der Teenager».

Oh, das könnte eine traurige Woche werden», habe sie sich gedacht, als sie den Reisecar nach Rom bestiegen habe. So hatten sich Florina Rischatsch und ihre Kolleginnen und Kollegen vom Organisationskomitee rund um den Jugendseelsorger Marco Martina die Reise zum «Jubiläum der Teenager» nicht vorgestellt. Papst Franziskus hatte anlässlich des Heiligen Jahres die Jugendlichen zu sich eingeladen. Am Ostermontag – einen Tag vor der Abreise – kam die Nachricht vom Tod des Papstes. Anstatt mit ihm zu feiern, blieb den rund 80 Jugendlichen aus dem Kanton Zürich nur noch, sich am Sarg von Papst Franziskus zu verabschieden.

«Zum Glück hatten wir es untereinander richtig lässig», sagt Florina Rischatsch aus der Pfarrei St. Verena in Stäfa. Das Programm für die Jugendlichen habe immer wieder für Ablenkung gesorgt und da das Hotel etwas abseits des Zentrums gelegen sei, hätten sie auch innerlich immer wieder Distanz nehmen können. Die Psychologiestudentin schildert den kurzen Moment am Sarg von Papst Franziskus als sehr intim, obwohl so viele Menschen im Petersdom gewesen seien, darunter auch viele Fotografinnen und Fotografen.


Obwohl so viele Menschen im Petersdom gewesen sind, war der kurze Moment am Sarg von Papst Franziskus sehr intim.

Auch für Denise Caputo war die Beerdigung von Papst Franziskus ein emotionales Erlebnis. Und dies, obwohl sie mit Religion ausserhalb der Missione Cattolica Italiana in Zürich nicht viel zu tun habe, sagt die 23-Jährige, die momentan ein Praktikum als Fachfrau Betreuung macht.

Das Organisationsteam der Rom-Reise vor dem Kolosseum in Rom.

Das Organisationsteam setzte sich zusammen aus (v.l.n.r.) Don Kizhakkeveetil , Ludovica Zobi, Denise Caputo, Florina Rischatsch, Julia Cotting und Marco Martina von der Jugendseelsorge Zürich.

Nach einer Nacht im Car ist die Reisegruppe am Mittwochmorgen nach Ostern in Rom angekommen. In kleinen Gruppen, denen sich die Jugendlichen nach Interesse anschliessen konnten, haben sie die Stadt erkundet. Etwa auf dem Rom-Run, den Julia Cotting sich ausgedacht hat. Da galt es, in sportlichem Tempo Aufgaben zu lösen: «Wie viele Stufen hat die Spanische Treppe?», «Finde die Skulpturen anhand dieser Fotoausschnitte!» Julia, die wie Florina aus Stäfa kommt und an der Uni Zürich Banking und Finance studiert, ist beeindruckt von den Jugendlichen, die sie begleitet hat. Ihr ist aufgefallen, wie ruhig und präsent sie beim Gebet gewesen sind. In ihrer Erinnerung hätten sie und ihre Kolleginnen das früher viel lockerer genommen. Die Studentin erklärt sich das auch damit, dass die Jugendseelsorger sehr auf die Jugendlichen eingegangen seien.

Am Mittwoch und Donnerstag hatten die Teenager Gelegenheit die Stadt und den Vatikan zu erkunden. Dabei durfte ein Besuch bei der Schweizergarde nicht fehlen und auch die antiken Klassiker: Kolosseum, Forum Romanum und Palatin standen auf dem Programm. Am Freitag feierten sie mit den anderen Teilnehmenden die Eröffnung des «Jubiläums der Teenager» auf den Stufen der Kirche der Heiligen Apostel Petrus und Paulus.


Der neue Papst müsste das friedliche Zusammenleben zwischen Menschen verschiedener Religionen fördern.

Ludovica Zobi, die im OK für das Marketing und die Fotos zuständig war, hat sich an der Vielzahl der katholischen Jugendlichen gefreut. «In Rom habe ich gesehen, dass viele junge Menschen gläubig sind», sagt die KV-Lehrfrau. Diese Gewissheit fehle ihr zu Hause in Zürich manchmal. Dort gelte der Glaube als unmodern. Papst Franziskus habe viel für die Jugendlichen getan und den Glauben modernisiert. Das sei ihr nach den Würdigungen bei der Beerdigung am Samstag bewusst geworden. Darum ist sie besorgt, dass die positiven Entwicklungen, die Papst Franziskus angestossen hat, ins Stocken geraten oder gar zunichte gemacht werden könnten. Könnte Ludovica einen Papst wählen müsste er das friedliche Zusammenleben zwischen Menschen verschiedener Religionen fördern und alle Menschen mit ihrer sexuellen Orientierung akzeptieren.

Jugendliche mit Glace in Händen.

Nach einem weiteren Tag in Rom und dem Abschlussgottesdienst der Jugendlichen auf dem Petersplatz, bei dem Pilgerinnen und Touristen dazustiessen, machte sich die Zürcher Reisegruppe am Sonntagabend wieder auf den Weg nach Hause. Florina, Denise, Julia und Ludovica würden alle bei einer nächsten Jugendreise wieder mitorganisieren. Streng aber schön, traurig, eindrücklich, ausgelassen und lässig – einfach unvergesslich lautet das Fazit nach der Jugendreise nach Rom.