
Christoph Wider
Im Bündnerland, wo mein Vater aufgewachsen ist, gibt es im Val Lumnezia meinen ganz persönlichen Kraftort: ein einfacher Stein, von dem aus der Blick ins Tal und bis zu den Bergen schweift. Hier finde ich Ruhe und fühle mich verbunden mit meinen Wurzeln. Etwas Kostbares ist für mich ein kleiner, geschliffener Kristall. Ich trage ihn immer bei mir. Auch er erinnert mich an meinen Vater, der als Hobbystrahler Kristalle suchte. Der Kristall sagt: Wo ist das Kostbare in deinem Leben? Welche Leidenschaft erfüllt dich? In meiner Arbeit begleite ich Lernende. Wenn ich sie nach ihrer Leidenschaft frage, einem besonderen Hobby, kommt manchmal nur ein fragender Blick. Ohne eine solche Leidenschaft ist es schwer, kritische Phasen durchzustehen. Umso mehr freue ich mich, wenn ich merke, dass die jungen Leute sich öffnen und herausfinden, was ihnen Freude macht. Einer sagte mir: Ich gehe boxen. Wegen der Fitness, aber vor allem wegen der Disziplin. Weil ich nicht einfach so drauflosschlagen möchte. Da merke ich: jetzt hat jemand seinen persönlichen Kristall gefunden. Meine Leidenschaft ist vielleicht das: andere auf ihre Kristalle aufmerksam machen, helfen, dass sie zum Leuchten kommen. Das kann ich als Seelsorger bei «kabel – Fragen zur Berufslehre» wunderbar leben, deshalb bin ich jetzt schon über 20 Jahre hier. Es wird nie langweilig. Jeder Mensch ist anders. Aktuell haben wir 10 Standorte, 8 davon an Berufsfachschulen. Vor dem Theologiestudium habe ich Automechaniker gelernt. Die Lehre war nicht meins, aber ich hielt durch, weil ich in der Pfadi meine Leidenschaft ausleben konnte. Priester wollte ich nie werden. Die Berufserfahrung und mein Team bei kabel zeigen mir, wie wichtig die Kombination von Kompetenz, Wissen, Empathie und Wertschätzung ist.