«Seit dem Tod der Tochter ist nichts mehr, wie es war.» – Das ist eine Ausgangslage für viele Familiendramen: Eine Mutter findet nicht mehr in die Gegenwart zurück. Ein Vater verschanzt sich in der Arbeit. Ein Sohn träumt von der grossen Befreiung. Gemeinsam bleibt ihnen nur noch das Familienunternehmen. Bagger anschaffen, vermieten, putzen, reparieren, verkaufen.
Über dem «Bagger Drama» hängt die ständige Angst, dass die eine Tragödie unweigerlich zur nächsten führen wird. «Seit dem Tod der Tochter ist nichts mehr, wie es war» suggeriert ein Glück vor dem Unglück und lässt eine Abwärtsspirale erwarten.
Tatsächlich implodieren die Figuren und ihr Gefüge dann aber so schmerzhaft zäh, dass selbst kleinste Eruptionen als Befreiung erscheinen. Die Mutter wird endlich mal laut, der Vater wagt ein Abenteuer, der Sohn macht einen Blödsinn. Und je vertrauter die Figuren werden, desto stärker die Vermutung, dass es schon immer so war.
Piet Baumgartner erzählt ein Familiendrama, das keine Freude macht, weder den Romantikern noch den Voyeuristen noch den Lösungsorientierten. Und doch durchzieht seinen Film eine zarte Poesie. Und die kommt ausgerechnet von den Baggern.
Die Bagger im «Bagger Drama» greifen nie erbarmungslos zu, sie zerstören nichts gewaltsam, sind nicht fürs Grobe da. Sie tanzen anmutiges Bagger-Ballett, huschen durch die Nacht, lieben das Schaumbad. Hinter ihrem grobschlächtigen Äusseren verbergen die Bagger eine empfindsame Seele und einen Sinn für das Schöne.
Die Bagger gehören zur Familie. Deshalb hat Baumgartner Bettina Stucky, Phil Hayes und Vincent Furrer so perfekt besetzt. Alle drei passen oberflächlich betrachtet genau ins Klischee einer Baggerfamilie: Wortkarg und etwas grobschlächtig. Mehr und mehr schimmert jedoch ihre Verletzlichkeit durch, wird ihre Empfindsamkeit sichtbar. Und ihre Unfähigkeit, sich auszudrücken, körperlich wie sprachlich. Sie möchten so gerne wie ihre Bagger tanzen – wenn sie es denn nur könnten
—Bagger Drama
Schweiz 2024,
von Piet Baumgartner,
Besetzung: Bettina Stucky, Phil Hayes, Vincent Furrer, Karin Pfammatter, Maximilian Reichert u. a.
Wir schauen uns «Baggerdrama» am 8. Mai gemeinsam an.
Ort: RiffRaff 1, Neugasse 57-63, Zürich
Zeit: 18:50
Wichtiger Hinweis:
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Alle Teilnehmerinnen/Teilnehmer besorgen sich eigenständig eine reguläre Eintrittskarte an der Kinokasse oder im Vorverkauf.
Ins Gespräch kommen:
Von unserer Redaktion wird Thomas Binotto bei der Vorführung anwesend sein. Sprechen Sie ihn an, wenn Sie ins Gespräch kommen möchten. Unsere Gesichter finden Sie hier.