
W. Bulach /Wikipedia
Der Barock erhält seinen Namen, da ist er schon lange vorbei. Erst im 19. Jahrhundert gibt die unregelmässig geformte Perle, in Portugal «barroco» genannt, der exaltierten Kunstepoche ihren Namen. Eine Epoche, in der für einmal nicht die Kirche und ihr Kunstbedürfnis erste treibende Kraft war. Es waren vor allem weltliche Herrscher, die damit ihre immer absoluter werdende Machtfülle zelebrieren wollten. Aber auch die Kirche liess sich nicht lumpen. So entstanden eigentliche Gesamtkunstwerke, in denen Architektur, Dekoration, Plastik und Malerei nahtlos ineinander übergehen. So ragt dann der Flügel eines Engels über das Bild hinaus und wird 3D. Barock ist auf Drama aus, auf Bewegung, grosse Gefühle, Sensation. Illusionen, Metamorphosen, Täuschungen werden zu ständigen Stilmitteln. Bis an die Grenzen des Himmels geht es, und selbst da ist noch nicht Schluss. In diesem Drang zum perfekten Gesamtbild steckt auch etwas Zwanghaftes. Die Einheit von Glaube und Wissenschaft, materieller und geistiger Wirklichkeit wird nicht mehr als selbstverständlich hingenommen, sie muss erkämpft, geschaffen, erbaut werden. Das geht so vom Frühbarock ab ungefähr 1650 bis zum Rokoko, der ab 1760 vom Klassizismus abgelöst wird.