Mit Schürze und Küchenmesser bewehrt stehen der katholische Seelsorger Thomas Münch und die reformierte Sozialdiakonin Belinda Harris vor der Predigerkirche mitten in der Zürcher Altstadt und schneiden Rüebli, Sellerie und Kartoffeln klein. «Genau das werden wir am 5. April zusammen mit Passantinnen und Passanten tun, am Aktionstag der ökumenischen Fastenkampagne», sagt Belinda Harris. «Heute dient das Gemüse dem gemeinsamen Mittagessen unseres Teams.» Thomas Münch sinniert: «Weltweit werden genügend Nahrungsmittel produziert, so dass theoretisch niemand Hunger haben müsste. Doch tragischerweise nimmt die Anzahl Menschen, die hungern oder unterernährt sind, in letzter Zeit wieder zu.» Und dies nicht nur im globalen Süden, sondern auch hier in Zürich. Die Gründe seien vielfältig: «Kriege und Konflikte, aber auch das vorherrschende Ernährungssystem: Herstellung dort, wo die Produktion billig ist, Verkauf dort, wo die Kaufkraft sitzt. Und auch die einseitig konzentrierte Macht bei Grosskonzernen».
Auf diese Problematik, aber auch auf zahlreiche Lösungsansätze will der Aktionstag in der diesjährigen ökumenischen Fastenkampagne hinweisen. In zahlreichen Pfarreien gibt es dazu speziell gestaltete Gottesdienste, Suppenzmittage, Filmworkshops für Jugendliche und andere Aktionen. Vor der Predigerkirche wird dann wieder Gemüse gerüstet. «In der Kirche gibt es zudem Infotafeln und Stände, Spiele und Workshops, und am Mittag – bei schönem Wetter draussen – werden wir zusammen die Suppe essen», sagt Belinda Harris. Die Fastenkampagne ist ihr ein Herzensanliegen: «Die Menschen schätzen es, dass die Kirche offen und gastfreundlich ist.» Das gemeinsame Essen in der Kirche habe Tradition: Hier in der Predigerkirche wurden zu Zeiten der Reformation die Armen mit dem legendären «Mushafen» gespeist, und seit vielen Jahren wird regelmässig am Sonntag in der Kirche gemeinsam Suppe gegessen, erklärt Thomas Münch.
Stände und Workshops gibt es am Aktionstag in der Predigerkirche unter anderen von Caritas Zürich, dem Mittagstisch der Augustinerkirche und der Winterstube des Zürcher Stadtklosters. Auf einem grossen Bildschirm werde sichtbar sein, wo es in Pfarreien und Kirchgemeinden der Stadt Zürich regelmässige Angebote zu gemeinsamem Essen gibt. «Es sind mehr, als man denkt, und oft günstig oder gratis. Es ist ein wichtiges Angebot der Kirchen, das wir so zeigen können», freut sich Münch. Zur Situation weltweit werden «cuisines sans frontières» sowie Kampagnengäste aus Indien Auskunft geben. Spiele für Kinder und ein Filmworkshop runden das Angebot ab. Die ganze Aktion wird in Zusammenarbeit mit der ökumenischen Fastenkampagne sowie der reformierten und katholischen Kirche Zürich durchgeführt.
Das klein geschnittene Gemüse wird in den grossen Suppentopf geleert. Belinda Harris und Thomas Münch ziehen sich die Schürzen aus. «Wer zu mir kommt, wird nicht hungern», steht darauf. «Die Schürzen habe ich vom ‹Garten Eden› der Kirche am Zürifäscht», sagt Münch. «Die passen wunderbar.» Er nimmt den Suppentopf und trägt ihn in die Kirche. Die Küche, wo die Suppe kochen kann, liegt direkt unter der Kirche.
Hunger frisst Zukunft.
Predigerkirche, Predigerplatz 1, 8001 Zürich
Sa, 5. April, 10.00 bis 16.00 Uhr
Spirituelle Inputs, Spiele, Workshops, Suppe,Infos zur Fastenkampagne.