Die Zwölf

Die Zwölf

Die populärsten Osterbräuche haben mit Theologie herzhaft wenig zu tun.

1. Zwänzgerle
In Zürich kann man – traditionellerweise am Ostermontag – Erwachsene dabei beobachten, wie sie mit 20-Rappenstücken nach gekochten Eiern werfen, die ihnen von Kindern entgegen halten werden. Bleibt das Geldstück im Ei stecken, gewinnt die erwachsene Person. Sie darf das Ei essen und behält das Geldstück. Wenn nicht – was meistens der Fall ist – darf das Kind die 20 Rappen behalten.

2. Eiertütsche
Spitze gegen Spitze, und das härteste Ei gewinnt. Dieser Ausscheidungswettkampf Ei gegen Ei wird im ganzen deutschen Sprachraum gepflegt.

3. Eierrollen
Die höchste Erhebung in Ostfriesland, der Kugelberg, bringt es auf statt­liche 18,6 Meter über Meeresspiegel. Dieses Ausmass an Hügeligkeit reicht in Ostfriesland locker aus, um die Eier rollen zu lassen. Wessen Ei die grösste Strecke schafft, der hat gewonnen. 

Auf einer alten Illustration lassen Kinder Ostereier rollen.

4. Osterfeuer
Ganz besonders beliebt sind Osterfeuer in Schottland. In den Hügeln der Highlands wird mit ihnen nicht nur Ostern gefeiert – es wird damit
auch der Winter vertrieben und der Frühling begrüsst.

5. Weidenzkätzchenzweige
Wer in England mit einem Weidenkätzchenzweig sanft «geschlagen» wird, der darf auf ein ganzes Jahr voller Glück hoffen.

6. Easter Parade New York
In New York wähnt man sich am Ostersonntag mitten in der Fasnacht. Durch die 5th Avenue wälzt sich sechs Stunden lang ein bunter Umzug. Der Brauch geht ins 19. Jahr­hundert zurück und soll seinen Grund darin haben, dass damals die Menschen im Ostergottesdienst ihre neuen Kleider und Hüte präsentieren wollten.

Menschen flanieren aneinander vorbei und betrachten die neuen Kleider, Aufnahme von 1911

7. Beerdigung der Heringe
Im katholischen Irland wird offenbar so konsequent gefastet, dass die Menschen an Ostern ihre traditionelle Fastenspeise endgültig satt haben. Schluss mit Hering zum Zmorge, zum Zmittag, zum Zobig, zum Znacht! – Das Ende der Fastenzeit wird symbolisch mit Heringsbegräbnissen gefeiert.

8. Wasserschlachten
Am Ostermontag ist in Polen die Wahrscheinlichkeit gross, dass man mutwillig mit Wasser begossen wird, sei es aus Wasserpistolen, sei es aus vollen Eimern. Böse soll man den Wasserwerfern allerdings nicht werden, denn diese Dusche soll nichts als Glück bringen.

9. Osterhexen
Das Märchen von den bösen Osterhexen, die im Winter umgehen, lebt in Finnland bis heute als harmloser Kinderbrauch weiter. Kleine Kinder verkleiden sich, verteilen bunte Zweige und erhalten dafür Süssigkeiten.

10. Eier werfen
In Bulgarien wird mit Schwung eine Hardcore-Version unseres Eiertütschens zelebriert: Man bewirft sich gegenseitig mit Eiern. Und was
daran nicht zerbricht – die Eier, nicht die Menschen – das hat gewonnen.

11. Osterbrunnen
Vor gut hundert Jahren wurden in der Fränkischen Schweiz erstmals Brunnen mit Baumzweigen und Ostereiern geschmückt – mit touristischen Hintergedanken. Der Wettbewerb um Aufmerksamkeit funktioniert noch heute: Seit 2014 hält Oberstadion in Oberschwaben mit knapp 27000 Eiern den Rekord.

Ein Brunnen, der mit einer Krone aus grünen Zweigen mit Ostereiern verziehrt ist.

12. Eierfärben
Der globalste Osterbrauch ist das Eierfärben. Dementsprechend vielfältig sind die Techniken, die hierzu verwendet werden. Alleine aus all den Methoden, ein Osterei zu färben, liesse sich locker eine weitere 12er-Liste machen.