Es war einmal ein armes Holzfällerpaar, das lebte in einem einsamen Haus in einem abgelegenen Wald. Der Mann zog jeden Tag mit seiner Axt los und seine Frau besorgte den Haushalt. Kam am Abend der müde Mann nach Hause, stand die heisse Suppe auf dem Herd. Eintönig und sinnlos war das Leben dieser armen Leute seit dem Tod ihres einzigen Kindes.
Der Animationsfilm «Das kostbarste aller Güter» beginnt wie ein Märchen, erzählt vom 2022 verstorbenen Schauspieler Jean-Louis Trintignant, der schnell klarstellt, dass er keine Märchentante ist und nun nicht Hänsel und Gretel zum Besten geben wird. Die Geschichte, die er erzählt, entspringt nicht reiner Fantasie, sondern ist eine der Erzählungen der grössten Tragödie des vergangenen Jahrhunderts.
Eines Tages fand also die Holzfällerin einen in einen weissen Gebetsschal gewickelten Säugling neben den Bahngeleisen. Wurden endlich ihre Gebete nach einem weiteren Kind erhört? Das kleine Mädchen wurde aus einem der Züge geworfen, die seit einiger Zeit durch den Wald fuhren.
Herzlose Christusmörder würden darin transportiert, hörte der Holzfäller bei der Arbeit. Doch das Findelkind hatte ein Herz, das kraftvoll schlug und ein Lachen, das schliesslich auch sein Herz erweichte. Doch dann überschlugen sich die Ereignisse – nicht nur in der Hütte des Holzfäller-Paares. Der Krieg ging zu Ende und das Ausmass der Tragödie wurde offenbar. Aber auch die Geschichten von Zufall, Glück und Mut der Menschen, denen andere ihr Leben verdankten.
Der Animationsfilm von Michel Hazanavicius, dem Regisseur der preisgekrönten Stummfilm-Hommage «The Artist», ist von einer rauen Poesie. Er nimmt sich Zeit und zeigt mit grafisch einprägsamen Bildern die kalte Welt der Holzfäller. Der Film schreckt nicht davor zurück, Brutalität zu zeigen. Am beklemmendsten aber sind die Bilder, die wir nicht sehen, sondern vermuten müssen, wenn wir in die Gesichter der Figuren schauen.
— Das kostbarste aller Güter,
Frankreich 2024,
Regie: Michel Hazanavicius,
mit Dominique Blanc, Grégory Gadebois, Denis Podalydès, Jean-Louis Trintignant
Wir schauen uns «Das kostbarste aller Güter» gemeinsam an.
20. März 2025 - 16.10 Uhr
Houdini Kino/Bar (Badenerstr. 22, 8005 Zürich)
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Wichtiger Hinweis:
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Alle Teilnehmerinnen/Teilnehmer besorgen sich eigenständig eine reguläre Eintrittskarte an der Kinokasse oder im Vorverkauf.
Von der Redaktion sind mit dabei: Eva Meienberg, Thomas Binotto