Ein Jahr lang haben wir uns regelmässig getroffen, mal digital, mal real: Redaktionsmitglieder verschiedener Zeitschriften von religiösen Gemeinschaften, um das Thema festzulegen und Ideen für die Beiträge zu sammeln. Schon in diesen Gesprächen ging mir auf, welch innere Tiefe doch jede Religion Menschen geben kann – und wie verbunden wir uns genau in dieser Tiefe fühlen. Thema ist diesmal die religiöse Bildung. Herausgekommen ist ein Heft voller Menschen, ältere, die sich an ihre religiöse
Bildung und Prägung erinnern, junge, die bewusst in ihre Religion hineinwachsen wollen, Eltern, die reflektieren, was und wie sie «die Religion» ihren Kindern weitergeben. Wie wichtig ist diese Bildung, um zu verhindern, dass Menschen die Religionen als Vorwand für Krieg und Hass benutzen! Besonders spannend finde ich die Unterschiede. Die tausendjährige Tradition der jüdischen Bar Mizwa mit festgelegten
Riten, das Alevitentum, wo die Religion hauptsächlich mit Musik und Tanz weitergegeben wird. Wir dürfen in unseren eigenen Riten feiern, im Wissen, dass darin nur ein Teil des grossen Ganzen erlebbar ist. Erst in der Gemeinschaft mit Menschen anderer Religionen – und auch mit spirituellen Menschen ohne Religion – erleben wir das, was Mystikerinnen und Mystiker aller Zeiten erfuhren: eine tiefe Verbindung mit dem Urquell des Lebens – und mit den Menschen in ihrer Vielfalt.