Rom und Assisi sind eine (Pilger-) Reise wert
Auch wenn die Pfarreireise schon einige Wochen zurückliegt, sind die Eindrücke dieser ereignisreichen Tage in den Herzen und Gedanken der Teilnehmer und Teilnehmerinnen noch immer sehr lebendig.
Startete die Fahrt an einem Septembermorgen in Küsnacht noch bei kühlen Temperaturen und Regenwetter, erwartete die Gruppe beim Grenzübertritt nach Italien wunderbares Spätsommerwetter. Dies blieb auch die ganze Woche so erhalten. Ohne Zwischenfall oder Stau trafen wir am Montagabend in unserer Pilgerherberge ein. Ein ehemaliges grosses Schwesternkloster mit rustikalem Charme, relativ zentral gelegen und mit einem wunderbaren, unverbauten Blick direkt auf die Kuppel des Petersdomes. Am nächsten Morgen ging es mit unserem Car vom Einsiedler Reisebüro «Drusberg Reisen» nach «Santa Maria Maggiore», eine der vier Patriarchalbasiliken. Heute ist sie vor allem bekannt als Grabstätte für den unlängst verstorbenen Papst Franziskus. So erklärte sich auch schon der Menschenauflauf vor und in der Basilika. In einer Seitenkapelle durften wir die Heilige Messe feiern und uns dann einreihen in die grosse Schar der Pilger, die Papst Franziskus an seinem schlichten Grab die Ehre erweisen wollten. Anrührend war zu sehen, wie viele, vor allem junge Menschen, keine Scheu zeigten, ihren Emotionen freien Lauf zu lassen. Fotografieren war erlaubt, wer aber die Andacht störte durch Selfies oder ähnliches, wurde durch die Polizei zurechtgewiesen und musste die Fotos löschen. Danach war Gelegenheit, Rom auf eigenen Wegen zu erkunden. Am Abend traf sich die Gruppe wieder im Stadtteil «Trastevere». Ziel war die Basisgemeinschaft Sant’ Egidio, zuerst in deren Lokal, dass von Menschen mit Beeinträchtigung geführt wird und anschliessend zum Nachtgebet in der Basilika.
Der Mittwoch gab uns einen Einblick, welche Menschenmassen das Heilige Jahr und sicher auch der «neue» Heilige Vater anziehen. Zur Generalaudienz war der Petersplatz bis auf den letzten Platz belegt. Aufgrund der Sicherheitskontrollen musste man schon Stunden vorher auf seinen Platz gehen und durfte diesen auch nicht mehr verlassen. Ein besonderer Höhepunkt ist immer wieder das Verlesen der angemeldeten Pilgergruppen, die dann lautstark auf sich aufmerksam machen. So auch unsere Gruppe, die diese wichtigen Sekunden vorher eingeübt hatte. Als Papst Leo XIV. durch die Reihen fuhr, war die Freude und das Geschrei der Zahntausenden Gläubigen gross. Interessanterweise hatte genau jene Person, die dringend auf die Toilette musste und danach nicht mehr zu unserer Gruppe zurückkehren konnte, am Ende den besten Platz, den vorbeifahrenden Papst, aus nächster Nähe und mit Augenkontakt zu fotografieren. Zugegeben waren wir alle ein wenig eifersüchtig. Den Eindruck eines unangenehmen Massenauflaufes erhielten wir dann am Nachmittag im völlig überfüllten Petersdom. Die Besichtigung brachen wir ab und suchten unter der Führung von Pfarradministrator Karl Wolf stillere Stätten auf, auch die Kirche unweit des Vatikans, die heute geistliches Zentrum für kirchliche Berufe ist und das Weltjugendtagkreuz beherbergt
Der nächste Tag führte uns vor die Mauern der Stadt nach «Tre Fontane», ein wunderbarer Ausgleich zur Hektik der Menschenmassen in den vergangenen Tagen. Besonders bewegend der Abstecher zu den «Kleinen Schwestern» des Charles de Foucault, die dort ihr Ausbildungszentrum haben und bereitwillig für unsere Fragen Rede und Antwort standen. Anschliessend fuhren wir zur Basilika des Apostels Paulus, einer der schönsten und eindrücklichsten Kirchen, die man in Rom besuchen kann. Vor allem die Grösse des Kirchenraumes und die Würde, die er ausstrahlt, zog alle in ihren Bann. Am Nachmittag stand ein Besuch in der Domitilla-Katakombe auf dem Programm. Ein Ordensmann der Steyler-Missionare führte uns durch die unterirdischen Grabkammern und gab eine erfrischende, beinahe humorvolle Einführung in die Bedeutung der unterirdischen christlichen Gräberfelder der ersten zwei Jahrhunderte. Tief bewegend dann auch die Heilige Messe allein für unsere Gruppe in einer der grösseren Grabkammern.
Am Freitag verliessen wir dann die Ewige Stadt in Richtung Assisi. Die Stadt des Heiligen Franziskus und der Heiligen Klara, wunderbar gelegen, auf einem Höhenzug, mit Blick auf die umbrische Landschaft, lässt einen aufatmen. Trotz der vielen Pilger und Touristen hat diese mittelalterliche Stadt ihren Charme bewahrt und die Pilgerstätten sind gut betreut. Dies durften wir neben vielem anderen besonders erleben auf der Führung, die am Samstagmorgen eine junge franziskanische Ordensschwester aus dem Kloster Siessen (D) für uns hielt und die uns wirklich franziskanische Begeisterung vermittelte.
Was wird bleiben aus diesen Tagen? Zuallererst die wunderbare Erfahrung einer in wenigen Tagen zusammenwachsenden Gemeinschaft aus vertrauten und fremden Personen. Dazu das Erleben der Heiligen Stätten und der Weltkirche mit viel Jugendlichkeit und Internationalität. Dann die starken Impulse für das Glaubensleben im Morgen- oder Abendgebet sowie das Feiern der Heiligen Messe an besonderen Orten. Auch die Dankbarkeit, dass in diesen Tagen alles gut ging, alle gesund und fit blieben bei den zahlreichen Kilometern, die in Rom und Assisi bei hochsommerlichen Temperaturen zu Fuss zurückgelegt werden mussten. Auch der Respekt für das Reisebüro, das alles perfekt organisiert hatte, was für uns eine grosse Entlastung bedeutete. Dazu noch ein Carchauffeur, der uns sicher und souverän an jedes Ziel und dann nach Hause brachte und die Gruppe mit seiner Anwesenheit und seinem Wissen bereicherte. All dies ist nicht selbstverständlich, und dafür sind wir dankbar!
Diakon Matthias Westermann
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