Zur Geschichte des Sternsingens

Sternsingen - traditioneller Brauch mit aktueller Bedeutung

1.

Dreikönigsumzüge, Dreikönigsspiele und auch das Dreikönigssingen bereicherten das christliche Brauchtum über die Jahrhunderte hinweg. Von diesen Bräuchen ist lediglich das „Dreikönigssingen“, besser bekannt als „Sternsingen“, bis in die Gegenwart erhalten geblieben. Es hat nach wie vor einen hohen Stellenwert im weihnachtlichen Festkreis.

Das Sternsingen hat seinen Ursprung in vorchristlichen Bräuchen. In den Raunächten wurde in Häusern und Ställen geräuchert, um Mensch und Tier vor dem Einfluss böser Geister zu schützen. Die finstere Zeit der Wintersonnenwende wurde als bedrohlich und lebensfeindlich erfahren. Der Sehnsucht nach Licht, Wärme und Lebenskraft wurde in vielfältigen Bräuchen und Ritualen Ausdruck verliehen. Das Neujahrsansingen gilt als eine der Wurzeln des christlichen Dreikönigssingens.

Die Bräuche um den Jahreswechsel wurden christianisiert. Das war gar nicht schwierig, da die Lichtsymbolik, die ihnen innewohnte, sehr gut zur Geburt Christi (= Licht der Welt) passte. Die Figuren der Heiligen Drei Könige inspirierten die Menschen von Beginn an, Umzüge und Theaterspiele zu veranstalten. Bis zur heutigen Zeit sind traditionellerweise drei Könige und ein Sternträger/in unterwegs, um die Geburt Christi zu verkünden.

2.

Die Heiligen Drei Könige waren weder heilig, noch handelte es sich um drei Könige. Das Evangelium spricht sehr neutral von „Magiern aus dem Morgenland, die einem Stern folgend den Erlöser suchten. Es gibt keine Auskunft über ihre Herkunft und Anzahl. In den ersten frühchristlichen Kunstwerken, die die Erzählung aufnahmen, wurden zwischen zwei und zwölf Personen dargestellt. Papst Leo der Große (5. Jahrhundert) meinte aber, dass es dem gesunden Menschenverstand entspräche, dass drei Gaben auf drei Überbringer hinweisen würden. Von da an blieb man bei der Zahl „drei“. Erst ab dem 10. Jahrhundert werden die Magier auf Bildern als Könige mit Kronen auf den Häuptern dargestellt.

Die Namen Caspar, Melchior und Balthasar sind seit dem 6. Jahrhundert gebräuchlich. Sie haben symbolische Bedeutung. „Caspar“ hat seinen Ursprung im Persischen und bedeutet „Schatzmeister“. „Melchior“ kommt aus dem Hebräischen und heisst „Mein König ist Licht“. „Balthasar“, das babylonische „Balatsu-ucur“ heisst übersetzt „Beschütze sein Leben“.

 C + M + B schreiben die Sternsinger mit geweihter Kreide an die Türen der besuchten Haushalte. Hier handelt es sich um den Segenswunsch:

„Christus Mansionem Benedicat“, Christus segne dieses Haus.

Die Könige verkörpern die drei Lebensalter, Jüngling, Mannesalter und Greis. Bei den meisten Darstellungen ist es der Greis - ihm selbst würde die meiste Ehre gebühren -, der sich am tiefsten neigt, um seine Demut und Ehrerbietung zu zeigen. Der Kontakt mit dem Orient machte im 16. Jahrhundert „Caspar“, den jüngsten König, zum dunkelhäutigen. Dies fand in unseren Breiten leicht Eingang in den Brauch.

 

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