Perlen unseres Glaubens – zwei Wege zur inneren Tiefe
In unserer hektischen, oft überlauten Welt wächst in vielen Menschen die Sehnsucht nach Ruhe, nach Tiefe, nach einem inneren Ankommen. Zwei Perlen unseres Glaubens laden uns ein, entdeckt zu werden: die Tiefe der Achtsamkeit und die Kraft der Wiederholung – wie etwa im Rosenkranz. Zwei spirituelle Wege, die in den stillen Dialog mit Gott, in die Kontemplation führen können.
Das bewusste Wahrnehmen des gegenwärtigen Moments – Die Achtsamkeit
Achtsamkeit ist viel mehr als ein Modetrend. Sie ist tief in unserer christlichen Tradition verwurzelt – von den Wüstenvätern bis hin zu heutigen Mystikern: Menschen, die Gott nicht nur denken, sondern erfahren wollen. Auch Jesus selbst lebte aus einer tiefen Achtsamkeit heraus – im Sehen, im Hören, ganz gegenwärtig, ganz da.
Meister Eckhart sagte: «Gott ist in allem. Für den Achtsamen wird alles Offenbarung.»
Achtsamkeit bedeutet: mit ganzem Herzen gegenwärtig sein – im Hier, im Jetzt, und in wacher Offenheit für das, was mit Dir in Dialog treten will – mit Dir zu sprechen beginnt. Es ist eine Übungssache, nichts, was sich in einmal «begreifen» lässt, sondern etwas, das geübt, erfahren, gelebt werden will. Und gerade in dieser Übung liegt ein tiefer Schatz: Wer achtsam lebt, beginnt, den eigenen Alltag anders zu hören, zu sehen, zu sprechen – nicht durch grosse Wunder, sondern durch die Entdeckung des Göttlichen im Kleinen.
Die Kraft der Wiederholung im Rhythmus der Perlen – Die Gebetsschnur
«Wenn du betest, sprich es nicht her wie die Heiden, sondern geh in dein Herz.» (Ignatius von Loyola)
Der Rosenkranz wird oft als reines Mariengebet gesehen – doch in seinem Sein ist er ein Weg der Meditation. Durch die Wiederholung einfacher Gebete kommt der Geist zur Ruhe, das Herz öffnet sich, und eine tiefere Ebene des Gebets wird zugänglich.
Dieses Prinzip – das Wiederholen eines Gebets oder eines einzigen Satzes – findet sich in vielen spirituellen Traditionen: Im Judentum kennt man das meditative Wiederholen von Psalmversen, in der Ostkirche das Christusgebet. Muslime nutzen ihre Gebetskette (Misbaha) mit den 99 Namen Gottes, Buddhisten ihren Mala-Kranz und Mantras, die so ähnlich wie die Gesänge aus Taizé, von der Kraft der Wiederholung leben.
Wiederholende Gebete führen in die Tiefe. Das Gehirn ist beschäftigt – und das Herz öffnet sich.
Wer so betet, betet mit der Seele –wird still, damit Gottes Stimme hörbar werden kann.
Denn im Schweigen zwischen den Worten… beginnt das eigentliche Gebet.
Zwei Perlen – eine Frucht: die Kontemplation
In zwei dreiteiligen Abendreihen möchten wir diese Perlen unseres Glaubens gemeinsam neu entdecken:
Achtsamkeit – der Weg des Äusseren
Do 4.9. und Fr 12.9., jeweils 19.00 Uhr und am So 21.9. um 17.00 Uhr
Rosenkranz – der Weg des Inneren
Do 6.11. und Fr 14.11., jeweils 19.00 Uhr und am So 30.11. um 17.00 Uhr
Eine dritte Reihe könnte entstehen –aus der Frucht dieser beiden Perlen: die Kontemplation.
«Ich schaue ihn an, und er schaut mich an.» – so beschrieb Angela von Foligno das stille Verweilen vor Gott.
Ob mit einer Ikone, einer Monstranz, einer Kerze oder – wie im Zen – einer Wand: Kontemplation ist geschenkte Gegenwart.
Diese Abende richten sich an alle, die eine Sehnsucht nach Tiefe, Ruhe und einem spirituellen Weg im Alltag verspüren – und dieser Sehnsucht einen konkreten Raum geben möchten. Es braucht kein Vorwissen oder spiritueller Erfahrung. Du bist eingeladen – ganz gleich, ob Du an allen Abenden teilnehmen kannst oder nur einmal vorbeischauen willst. Jeder Abend steht für sich, aber wer alle drei erlebt, wird einen Weg erkennen: vom Üben zur Tiefe. In der Kirche St. Michael, Dietlikon. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
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