Wandbehang St. Martin in Birmensdorf
Stich um Stich
Auch an diesem Dienstagnachmittag liegen im Kirchenfoyer bunte Stoffe auf dem Tisch – kostbare und einfache. Einige sind bereits verarbeitet, eine Figur ist zu erkennen. „Das ist der Bettler aus der Sankt-Martins-Legende“, erklärt Anita Koller der Journalistin Helen Busslinger, während sie sorgfältig ein Stoffstück aufnäht.
„Von aussen darf man die Stiche nicht sehen, das würde das Bild stören“, sagt Handarbeitslehrerin Lillian Niedermaier. Auch Elsi Bruggmann ist mit Begeisterung dabei, sowohl wegen des Kunstwerks für die Pfarrgemeinde als auch wegen der guten Gespräche. „Was für eine schöne Gelegenheit, miteinander ins Gespräch zu kommen“, meint sie.
Die Fertigstellung wird noch Monate dauern. Immer wieder wird mit dem Künstler Walter Ott diskutiert, geändert, angepasst. „Die Frauen sind sehr begabt und bringen viel Kunstsinn mit. Die Zusammenarbeit ist eine Freude“, lobt Walter Ott.
Martin und der Bettler
Die Kirche ist St. Martin geweiht, daher habe ich seine Legende dargestellt“, erklärt Walter Ott. Auf seinem Entwurf sieht man Martin hoch zu Ross, wie er mitleidig seinen Mantel mit einem Bettler teilt. „Schon vor 25 Jahren wünschte sich die Kirchgemeinde einen Wandbehang als Gemeinschaftswerk; das Projekt kam jedoch nicht zustande“, erinnert sich Monika Thalmann.
Heute, als Pfarreiratspräsidentin, hat sie das Vorhaben neu belebt. Der Kirchgemeinderat bewilligte das Projekt, eine Arbeitsgruppe wurde gebildet, ein Entwurf erstellt, Stoffe gemeinsam ausgesucht. „Für mich zeigt die Legende ein zentrales Thema des Glaubens: «das Teilen», so Monika Thalmann.
Dies der Bericht von Helen Busslinger (2003) (gekürzt)
Und heute, 20 Jahre nach der Fertigstellung des Kunstwerks, durften wir den russverschmutzten St.Martin in die Hände der kompetenten Restauratorin Ina von Woyski geben, die das Bild wieder zum Leuchten brachte.
In 66 Stunden reinigte Ina von Woyski die Oberfläche, trennte die vielen Stofflagen auseinander, entfernte den Staub, reinigte in vielen notwendigen Versuchen und mit verschiedensten Mitteln den russverschmutzten Stoff. Nähte alle Stofflagen wieder zusammen, fügte noch ein weiteres helles Tuch dazwischen, spannte das Kunstwerk wieder auf den Rahmen und brachte unseren St.Martin vor Ostern wieder nach Birmensdorf.
Ja, St.Martin leuchtet wieder in den ursprünglichen Farben. Er soll uns auch in den nächsten 20 Jahren daran erinnern, dass Teilen ein Grundthema und Auftrag unserer christlichen Gemeinschaft ist.
Monika Thalmann
Der Wandbehang St. Martin in Birmensdorf wurde erstellt durch: Elsi Bruggmann, Monica Gubler, Anita Koller, Trudi Kuster, Sara Meier, Helena Narozny, Erika Oberholzer, Ruth Schärli, Otilie Svoboda, Monika Thalmann, Lillian Niedermaier
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