Weihnachten - ein Reinfall?
Seit alters her glauben die Menschen der Verheissung Gottes, dass sein Heil als Messias erfahrbar wird. Die Propheten im Alten Testament haben ihn angekündigt, haben ihn versprochen. Und dann das: ein Kind. Ohne Pomp, ohne grossen Aufzug, ohne Hofstatt. Nur wer sehr genau hinhört oder liest, der vernimmt die Worte des Propheten Jesaja, der vom Messias als Kind und Nachfahre aus dem Stammbaum des Königs David erzählt. Aber da muss man schon sehr genau hinhören. Gott macht es den Menschen nicht einfach. Was er parat hält, ist so gar nicht das, was man erwarten würde.
Aber was kann man denn von ihm erwarten? In einer Zeit, in der wir täglich überschüttet werden von Prognosen und Berechnungen, die uns unruhig machen, ja vielleicht sogar ängstigen, ist das ja keine ganz ungewöhnliche Frage. Dieser Gott, dem wir als Getaufte, als Christinnen und Christen unser Leben anvertrauen, lässt sich irgendwie nicht so recht berechnen und verplanen. Er tritt einfach so ins Leben der Menschen - ungefragt, ungeplant und manchmal auf äusserst merkwürdige Weisen. An einem Weihnachtsfest wird uns das mal wieder massiv und konkret vor Augen geführt. Selbst Ochs und Esel im Stall dürften gestaunt haben.
Und dieser Gott will was zu tun haben mit dem Leben dieser Welt. Er wirkt. Das festzustellen, dafür braucht es ein Mass an Offenheit, an Vertrauen, an Hellhörigkeit. Die Menschen der Weihnachtsgeschichte haben das vorgemacht: Die Eltern Jesu haben nicht an dem gezweifelt, was dieser Gott von ihnen wollte. Auch die Hirten sind weg von ihren Herden und haben geschaut, was los ist. Keine dieser Verhaltensweisen war besonders klug. Alle Beteiligten sind volles Risiko gefahren. Aber anscheinend braucht es oftmals eine gewisse naive Offenheit, damit das Leben mit diesem Gott des Weihnachtskindes gelingen kann. Und allem liegt die bescheidene Einsicht zugrunde, dass der Mensch zwar sehr viel zum eigenen Schicksal beitragen kann - aber eben nicht alles.
Wenn Gott als Kind in diese Welt kommt, ist das alles andere als ein Reinfall. In der kindlichen Erscheinung in der Krippe zu Bethlehem wird uns die begrenzte menschliche Natur als gottgewollt vor Augen geführt. Aber mit diesem Kind kommt eben auch das Versprechen Gottes zur Welt, dass mit diesem Gott Grenzen zu sprengen sind und Freiheit sich ausbreitet. Oder - wie es der alttestamentliche Psalmbeter ausdrückt: “Du führst mich hinaus ins Weite - mit dir, meinem Gott, überspringe ich Mauern.” (vgl. Psalm 18).
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