Hl. Thomas von Aquin
Wenn die Kirche am 28. Januar den hl. Thomas von Aquin feiert, erinnert sie an einen Menschen, der sein ganzes Leben in den Dienst der Wahrheit gestellt hat. Thomas war kein Gelehrter, der sich in Bücher flüchtete, sondern ein Suchender, der überzeugt war: Gott begegnet uns nicht nur im Gebet, sondern auch im ehrlichen Nachdenken über die Welt.
Thomas von Aquin (1225–1274) wuchs im Süden Italiens auf und trat gegen viele Widerstände seiner Familie dem Dominikanerorden bei. Von Anfang an verband ihn eine tiefe Sehnsucht nach Erkenntnis mit einer noch tieferen Sehnsucht nach Gott. Diese beiden Wege – der Weg des Verstandes und der Weg des Herzens – trennte er nie. Für ihn gehörten sie zusammen wie zwei Seiten derselben Wahrheit.
Seine Lehrtätigkeit führte ihn nach Paris, Köln, Rom und Neapel. Dort schrieb er Texte, die bis heute beeindrucken: klar, strukturiert, offen für neue Gedanken und getragen von grosser innerer Demut. Er zeigte, dass die Fragen des Lebens – nach Sinn, Gerechtigkeit, Liebe, Verantwortung – nicht abstrakt bleiben müssen, sondern uns ganz konkret helfen können, unseren Glauben zu leben.
Besonders kostbar ist Thomas’ Hinweis, dass der Glaube „das Verstehen sucht“. Wir dürfen Fragen stellen, Zweifel haben, ringen – denn Gott hat uns nicht nur ein Herz, sondern auch einen Verstand geschenkt. So kann Thomas von Aquin uns heute ermutigen, unseren Glauben nicht als fertige Antwort zu betrachten, sondern als Weg, der uns immer näher zu Gott führt.
Sein Leben endet mit einem überraschend schlichten Bekenntnis: Alles, was er geschrieben hatte, sei letztlich „wie Stroh“ im Vergleich zu dem, was Gott wirklich ist. Vielleicht ist genau diese Demut sein grösstes Vermächtnis: zu wissen, dass wir niemals alles verstehen – und dennoch vertrauensvoll weitergehen dürfen.
Möge der hl. Thomas von Aquin uns helfen, offen zu bleiben für Gottes Wahrheit, wachsam für seine Gegenwart und mutig im Denken wie im Glauben.
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